Kommentar |
Wenn wir fragen, ob der Tod schlecht für uns ist, geht es nicht um das Sterben oder das Wissen darum. Es geht auch nicht um Konsequenzen unseres Todes für andere. Die Frage betrifft viel mehr den prudentiellen Wert des Todes an sich, für denjenigen der stirbt oder stürbe. Lucretius gemäß kann mein Tod mir nicht schaden, denn solange ich lebe bin ich nicht tot, und wenn ich tot bin, gibt es mich nicht mehr, und kann mir darum nichts mehr schaden. Die dominante Ansicht heutzutage ist jedoch, dass unser Tod uns schaden kann. Umstritten ist allerdings, aus welchen Gründen er uns schadet, wie sehr er uns schadet und unter welchen Bedingungen er dies tut. Ist der Tod zum Beispiel schlecht für uns, insofern als er unsere Zukunftspläne durchkreuzt? Oder ist er – auch ohne Zukunftspläne – schlecht für uns, insofern als er uns Gutes nimmt, das unser Leben uns ansonsten noch gebracht hätte? Diese Positionen haben verschiedene Implikationen für die Frage, wie schlecht der Tod für Tiere, Embryos, Babys, Kranke und Alte ist. Ziel des Seminars ist es, einen systematischen Überblick über die aktuelle philosophische Debatte zur Frage des prudentiellen Werts des Todes zu gewinnen. Die wichtigsten Kontroversen werden im Detail analysiert. Mögliche Implikationen für die angewandte Ethik, zum Beispiel Euthanasie, Abtreibung und Tierethik, werden dabei berücksichtigt.
Die Literatur wird über Moodle bereit gestellt. |