Kommentar |
„Sehr geehrte Damen und Herren“, „Liebe Frau...“, „Liebster ...“, „Hallo“, „Hi“ so können Briefe oder mails heute eingeleitet sein. In der Regel lassen diese Anreden bereits einen Rückschluss auf das Verhältnis zwischen Absender und Empfänger zu, man kann sogar mutmaßen, ob es sich um einen offiziellen Behörden- oder Geschäftsbrief, einen Brief an Bekannte, einen Liebesbrief oder eine formlose Nachricht handelt. Aber wie wurden eigentlich Briefe in der Antike eingeleitet? Welche Briefformen sind uns überhaupt überliefert? Sind noch echte griechische oder römische Privatbriefe erhalten, die nicht zur Veröffentlichung bestimmt waren? Diesen Fragen werden wir anhand des aus der Antike überlieferten umfangreichen Briefwechsels Plinius des Jüngeren (ca. 61 – 115 n. Chr.) nachgehen. Einblicke in sein häusliches Umfeld wie beispielsweise die Schilderung eines Tagesablaufs in einer seiner Sommervillen oder seine Vermögensverwaltung und Stipendienvergabe stehen in seiner Korrespondenz neben einem amtlichen Briefwechsel mit Kaiser Trajan zum Umgang mit den Christen oder einem Bericht über den Vesuvausbruch des Jahres 79 n. Chr.. Seine Briefe erlauben uns einen Einblick in das private und öffentliche Leben eines reichen römischen Senators in der Blütezeit Roms.
Das Proseminar ist 4-stündig mit verpflichtendem Tutorium.
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Literatur |
Beutel, F., Vergangenheit als Politik. Neue Aspekte im Werk des jüngeren Plinius, Frankfurt a. M. 2000; C. Plinius Secundus, Epistulae: lateinisch –deutsch, übers. und hrsg. v. H. Philips, Stuttgart 2012; Castagna, L., Lefèvre,E. (Hg.), Plinius der Jüngere und seine Zeit, München 2003; Gibson, R.K. / Morello, R., Reading the letters of Pliny the Younger : an introduction, Cambridge 2012; Marchesi, I.,The art of Pliny's letters : a poetics of allusion in the private correspondence, Cambridge 2008; Shelton, J.-A., The women of Pliny's letters , London 2013; Sherwin-White, A. N., The letters of Pliny. A historical and social commentary,Oxford 1966. |