Kommentar |
Wenn wir einen Film oder ein Buch bewerten, dann tun wir das zumindest manchmal auch im Hinblick auf seine moralischen Qualitäten: Wir empfinden einen Film als gewaltverherrlichend, ein Buch als sexistisch oder loben ein anderes dafür, dass es eine wertvolle moralische Einsicht dokumentiert. In diesem Sinne wird die moralische Bewertung eines Kunstwerks oft als relevant für dessen ästhetischen Wert empfunden. So wird einerseits Kunst, insbesondere Literatur, oft nachgesagt, dass sie eine wichtige Rolle bei unserer moralischen Erziehung spielt, indem sie unser moralisches Verständnis zu schärfen und kritisch zu hinterfragen ver-mag. Auf der anderen Seite wird manches Kunstwerk dafür kritisiert, dass es eine moralisch fragwürdige Perspektive einnimmt oder vermittelt.
Die Frage, ob und ggf. inwieweit die moralische Einschätzung eines Kunstwerks relevant für seine ästhetische Bewertung ist, wird in der analytischen Ästhetik seit etwa 25 Jahren intensiv diskutiert. Die einflussreichste Antwort auf diese Frage gibt der ästhetische Moralismus. Bei ihm wird davon ausgegangen, dass (i) die moralische Bewertung eines Kunstwerks Einfluss auf seine ästhetische Bewertung haben kann und (ii) dieser Einfluss einer bestimmten Syste-matik unterworfen ist.
Das Ziel dieses Seminars ist es, die Position des ästhetischen Moralismus anhand verschiedener Texte aus der analytischen Ästhetik genauer zu durchleuchten. Dazu wollen wir uns, nachdem wir geklärt haben, was unter der moralischen Bewertung eines Kunstwerks zu verstehen ist, mit unterschiedlichen Varianten der Position und den sie stützenden Argumenten beschäftigen, die Abgrenzung zu konkurrierenden Positionen genauer verstehen lernen und Kritikpunkte am ästhetischen Moralismus herausarbeiten.
Die behandelten Texte sind englischsprachig, weswegen solide Englischkenntnisse Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar sind. Genauere Informationen zum Ablauf und ein Überblick über die relevante Literatur werden ab Anfang April in Moodle bereitstehen. |