Kommentar |
Eines der ältesten Probleme der Metaphysik bildet das Universalienproblem, die Frage danach, ob es neben den verschiedenen Einzeldingen, die die raum-zeitliche Welt um uns herum bevölkern, auch noch so etwas wie Allgemeingegenstände gibt, die die qualitative Beschaffenheit jener Einzeldinge und die Ähnlichkeiten und Unähnlichkeiten, die zwischen diesen bestehen, ontologisch bestimmen. Gibt es also zum Beispiel neben den verschiedenen roten Dingen auch so etwas wie die Eigenschaft der Röte, für die gilt, dass die einzelnen roten Dinge eben deshalb rot sind, weil sie jene Eigenschaft der Röte instantiieren? Diejenigen Philosophen, die die Existenz von Universalien behaupten, nennt man Realisten, während sich diejenigen, die sie leugnen – und das Allgemeine als etwas betrachten, das durch unser Denken und Sprechen in die Welt gelangt –, auf die beiden Lager der Konzeptualisten und der Nominalisten verteilen. Den Streit zwischen Realisten und Anti-Realisten mit Bezug auf Universalien bezeichnet Platon in seinem Dialog Theaitetos als ein „unermessliches Schlachtengetümmel“. Dieses Schlachtengetümmel nahm seinen Anfang in Platons eigenen Schriften, dessen Ideenlehre als erste Ausarbeitung einer realistischen Position gelten kann, erlebte einen großartigen Höhepunkt im Universalienstreit des Mittelalters, einen weiteren Höhepunkt dann zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Rahmen der Analytischen Philosophie und dauert bis heute – mal heftiger, mal weniger heftig – an. Wir wollen in diesem Seminar versuchen, die Schlacht um die Universalien über die Jahrhunderte hinweg zu verfolgen, indem wir uns mit Texten von Platon, Aristoteles, Abelard, Locke, Berkeley, Russell, Price, Quine, Williams und Armstrong auseinandersetzen. |