Kommentar |
Hundert Jahre Ausbruch des Ersten Weltkriegs, 75 Jahre Ausbruch des Zweiten, 25 Jahre Fall der Mauer – das Jahr 2014 ruft die drei prägendsten Ereignisse im Europa des letzten Jahrhunderts ins kollektive Gedächtnis. Dass im „Gedenkjahr der Superlative“ (Spiegel) sich der Geburts- und Todestag von Joseph Roth jährt, wirkt zunächst wie eine Randnotiz. Dabei zählt Joseph Roth zu den wichtigsten Erzählern der Zwischenkriegszeit und des Exils. In seinem facettenreichen Werk hat er sich dezidiert mit den beiden Jahrhundertkatastrophen auseinandergesetzt, die seine Identität, seine Heimat, sein Leben bedroht und zerstört haben. Dass eben jene Gedenkanlässe seine Person zu überschatten drohen, wirkt wie eines dieser unglücklichen Missgeschicke der Geschichte, von denen Joseph Roth zeitlebens heimgesucht wurde.
Im Seminar werden die bekanntesten Werke des herausragenden Journalisten, Essayisten und Romancier Joseph Roth gelesen und besprochen. Stellvertretend für die linke, sozialkritische Frühphase des Autors steht die Lektüre des hellsichtigen, zeitdiagnostischen Romans „Das Spinnennetz“ (1923), in dem Einflüsse der literarischen Strömung „Neue Sachlichkeit“ erkennbar sind. Roths beiden bedeutendsten Romane – die märchenhaft gestaltete Parabel „Hiob“ (1930) und der wehmütige Nachruf auf die Donaumonarchie „Radetzkymarsch“ (1932) – werden am ausführlichsten analysiert. Auch Roths letztes Werk „Die Legende von heiligen Trinker“, die das tragische Ende des Autors antizipiert, wird am Ende des Seminars gelesen. |
Literatur |
Zur Anschaffung empfohlen Roth, Joseph: Romane und Erzählungen. Frankfurt/Main 2010 (Verlag Zweitausendeins). 1.188 Seiten, ISBN 978-3-86150-835-9, Preis 9,99 € (ohne Versand). Das Buch ist nur über die Websitewww.zweitausendeins.dezu erwerben!
Zur Einführung
Bronson, David: Joseph Roth. Eine Biographie. Köln 1974 (Überarbeitete und gekürzte Neuauflage 1993).
Bronson, David: Joseph Roth und die Tradition. Aufsatz- und Materialsammlung. Hrsg. U. eingeleitet v. David Bronson. Darmstadt 1975. |