Kommentar |
›Volkstheater‹ will überwiegend unterhaltendes Theater für eine breite, sozial weniger privilegierte Bevölkerungsschicht bieten und steht damit im 18. und 19. Jahrhundert im Gegensatz zum Hof- und Bildungstheater. In den Vorstädten Wiens hat sich das Volkstheater reichhaltiger entwickelt als irgendwo sonst im deutschen Sprachraum; dabei reicht das Formenspektrum von eher realistischen, alltagsnahen Dramentypen wie der Posse über Parodien von Klassikern und Opern bis hin zu allegorisch-phantastischen ›Zauberspielen‹. Das Seminar fragt nach typischen Themen und Strukturen, nach Intentionen und Wirkungen, nach den politisch-historischen Rahmenbedingungen und der gesellschaftlichen Funktion des Wiener Volkstheaters besonders in der restaurativen Metternich-Ära. Exemplarisch behandelt werden Stücke von Ferdinand Raimund (1790-1836) und Johann Nepomuk Nestroy (1801-1862), deren Werk allgemein als Höhepunkt des Wiener Volkstheaters gilt. - Neben der Lektüre der Texte wird die Bereitschaft zur Gruppenarbeit im Seminar sowie zur Mitarbeit an einer Präsentation vorausgesetzt. |
Literatur |
Primärliteratur: Anzuschaffen sind die folgenden Theaterstücke (alle bei Reclam): Ferdinand Raimund: Das Mädchen aus der Feenwelt oder Der Bauer als Millionär (RUB 120); Der Alpenkönig und der Menschenfeind (RUB 180); Der Verschwender (RUB 49); Johann Nestroy: Der böse Geist Lumpazivagabundus oder Das liederliche Kleeblatt (RUB 2025); Der Talisman (RUB 3374); Freiheit in Krähwinkel (RUB 8330); Judith und Holofernes (RUB 3347); sowie, um Nestroys Parodie zu verstehen, Friedrich Hebbel: Judith (RUB 3161). - Sekundärliteratur: Als erste Einführung geeignet: Jürgen Hein: Wiener Volkstheater und 'Wiener Volksstücke'. In: Der Deutschunterricht 47 (1995), Heft 5, S. 17-29 (Kopiervorlage im Apparat in der IB).
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