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Einführung in das Kulturmanagement: Industriekultur - Museumsfantasie der Zukunft - Einzelansicht

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Grunddaten
Veranstaltungsart Übung Langtext
Veranstaltungsnummer 78066 Kurztext
Semester SoSe 2014 SWS 2
Erwartete Teilnehmer/-innen 20 Max. Teilnehmer/-innen 20
Turnus Veranstaltungsanmeldung Veranstaltungsbelegung im LSF
Credits
Sprache Deutsch
Termine Gruppe: iCalendar Export für Outlook
  Tag Zeit Turnus Dauer Raum Raum-
plan
Lehrperson Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
Einzeltermine anzeigen
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Mo. 16:00 bis 18:00 woch 14.04.2014 bis 21.07.2014  Gebäude B3 1 - Seminarraum III (0.12) Grewenig   Die erste Sitzung findet am 05. Mai statt!  
Gruppe :
 


Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Grewenig, Meinrad M. , Prof. Dr.
Studiengänge
Abschluss Studiengang Semester Prüfungsversion Kommentar LP BP ECTS
Bachelor (HF/NF/EF) Optionalbereich 1 - 6 20131 3 3
Kein Abschluss Europaicum - 20071 3 3
Kein Abschluss Wissen und Kommunikation - 20111 3 3
Bachelor (HF/NF/EF) Optionalbereich 1 - 6 20111 3 3
Inhalt
Kommentar

Wie ist das Museum der Zukunft? Die Orte der Industriekultur sind Denkmale und Museen. Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte ist das größte technische Museum der Welt mit einer vollständigen Sammlung an Großmaschinen zur Eisenerzeugung und ihren technischen Begleitindustrien. Die Weltkulturerbe-Gesellschaft Völklinger Hütte zeigt in ihrem Europäischen Zentrum für Kunst und Industriekultur große Themen-Ausstellungen zu: Ägypten, InkaGold, den Kelten: Druiden.Fürsten.Krieger, aber auch: Macht - Pracht - Europas Glanz im 19. Jahrhundert, Genius I. Die Mission: entdecken, erforschen, erfinden, Generation Pop!: hear me, feel me, love me!. Neben Ausstellungen zur Pop-Art eines Duane Hanson, Mel Ramos oder Allen Jones, der UrbanArt und zur Fotografie des 20. und 21. Jahrhunderts werden Opern, klassische Konzerte und Festivals zur zeitgenössischen Musik wie Electro Magnetic veranstaltet. Diese Bandbreite sprengt alle Dimensionen des "klassischen Museums". An herausragenden Orten der Industriekultur in Europa scheint gegenüber den Museen Hülle und Exponat vertauscht. Industriekultur bedeutet nicht mehr nur Exponate zum Anschauen, sondern gigantisch große Maschinen, die von den Besuchern begangen werden können. Der große Sehnsuchtstraum des Museums, an einem Ort neue Wirklichkeiten zu erleben und die großen Kulturthemen der Welt authentisch zu erfahren, scheint in der Welt der Industriekultur in Erfüllung gegangen zu sein. Die alte Gliederung der Kulturwelt in die Welt der inszenatorischen Künste, wie die des Theaters oder der Oper, und die Welt der Gedächtniskultur, wie die der Museen, Bibliotheken und Archive, sowie der forscherischen Erschließung der Welt durch die Universität mit ihren Fakultäten ist aufgelöst. Die eigenständigen Themenentwicklungen des Museum wie des Kunstmuseums, des technischen Museums, des archäologischen Museums, des ethnologischen Museum und des historischen Museums sind neu vereint. Im ScienceCenter erforschen ganz normale Besucherinnen und Besucher die Grundfragen unserer Welt und nehmen die Haltung von Forschern ein. In den Zukunftswerkstätten erproben Menschen die Entwicklung unserer Welt. Die industriekulturellen Kraftzentren vereinen Kulturfragestellung, Kulturerfahrung und Kulturerlebnis im umfassendsten Sinne. Die Vorstellung von Museum als außergewöhnlicher Erfahrungs-, Erinnerungs-, Erlebnis-, und Diskussionsort wird neu definiert. Dies alles umfasst Industriekultur. Mit Ende des 20. Jahrhunderts tritt die Industriekultur als neue Kulturgattung auf den Plan. Obwohl anfänglich weder der Begriff gefasst oder definiert ist, noch eine umfassende wissenschaftliche Einordnung der Industriekultur in den Kulturhorizont des beginnenden 20. Jahrhunderts geleistet ist, setzt sich die Industriekultur sehr schnell an die Spitze der Kulturerneuerung in Europa. Ausgehend von den aufgelassenen Industriebrachen wird sehr schnell das Potenzial und die die neue Ästhetik dieser Industriekultur erkannt. Diese neuen Museumskomplexe stellen die Zeit des 19. und 20. Jahrhunderts mit authentischen Denkmälern dar und machen im Verhältnis 1 : 1 die bedeutenden und wichtigen Identitätsstifter der prägendsten Phase unserer modernen Zivilisation, der Industrialisierung, begeh- und erlebbar. Sie öffnen Pforten zu anderen, auch historischen, Kulturen und entwerfen damit eine konzentrierte erfahrbare und erlebbare Welt. Äußeres Kennzeichen dieser Museen ist ihre gigantische Größe und die Umkehrung der klassischen Vorstellung von Museumshülle und Exponat. Diese Industriemuseen führen zwei konzeptionelle Stränge der Gedächtniskultur wieder zusammen, die sich im 19. Jahrhundert in Museum und Denkmalpflege getrennt hatten. Spätestens seit der europaweiten Ausrichtung des Kulturnetzwerkes ERIH. European Route of Industrial Heritage/Europäische Route der Industriekultur, 2003, etablierte sich eine Idee, die wie keine andere Bewegung zum Katalysator und Erneuerer der Kultur und des Museums des 21. Jahrhunderts wurde. ERIH hat die Vorstellungen, Programme, aber auch die Dimensionen des Museums verändert und seine Ziele neu formuliert, ohne dass dies zunächst beabsichtigt war. Inzwischen ist ERIH das größte europäische Kulturprojekt. Heute, 2014, ist die Zahl der ERIH-Partner von 17 Gründungsmitgliedern 2008 auf über 150 aus 17 Ländern Europas angestiegen. Die Liste der Mitglieder liest sich wie das Who is Who europäischer Industriekultur.

Die 84 Ankerpunkte der 1.000 Standpunkte in 43 europäischen Ländern, die die ERIH-Website (www.ERIH.net) darstellt, repräsentieren die Creme de la Creme europäischer Museumsstandorte mit industriekulturellem Hintergrund. Sie spiegeln die Vielfalt der europäischen Industrialisierung und ihrer für unsere Zivilisation und Kultur konstituierende Dimension. Viele dieser ERIH-Ankerpunkte sind auch UNESCO Weltkulturerbe und Kernorte der Europäischen Kulturhauptstädte, 2007 das Weltkulturerbe Völklinger Hütte im Rahmen der Europäischen Kulturhauptstadt Luxemburg und Großregion, 2008 die Industriestadt Liverpool, und 2009 das industriekulturgeprägte Linz, 2010 Ruhr 2010, in deren Zentrum der ERIH-Ankerpunkt Weltkulturerbe Zeche Zollverein in Essen steht. Die Industriekultur kann als Mutter unserer modernen Zivilisation angesprochen werden, gründet doch die Gedächtniskultur des Museums in der im 19. Jahrhundert aufbrechenden Sammelleidenschaft, die sich an den Maßstäben moderner Wissenschaft orientiert. Die archäologische Forschung erschließt ebenfalls mit den Mitteln industrieller Erträge weltweit neue Kulturen und musealisiert sie. Meistens sind diese Industriekulturorte Hybride. Sie sind ein Mehrfaches: Denkmalbesichtigungsorte, Technikmuseum, ScienceCenter, Lehr- und Lernorte, Kulturausstellung, Theater und touristische Destination, dies in einer Gestalt. Ihre hohe Affinität zum Web ist ebenso festzustellen, wie ihre Verbindung von Kultur, Kunst und Technik. Mit der europaweiten Orientierung in der European Route of Industrial Heritage, ERIH, 2003 wird eine Entgrenzung deutlich, die das traditionelle Museumsbild der nationalen Repräsentation verlässt zugunsten einer länderübergreifenden europäischen Ausrichtung. Industriekultur ist die integrale Plattform der Kultur des einundzwanzigsten Jahrhunderts und die größte Chance, der rapide wegbrechenden Kulturbegeisterung der jungen Generation entgegenzuwirken. Industriekultur nimmt inzwischen eine immer bedeutendere Stelle auch im Kulturtourismus ein, ihre Potenziale in der Zukunft sind gigantisch. Die Lehrveranstaltung thematisiert diese Museumsfantasie, sucht ihre Motivation aber auch ihre Grenzen zu beschreiben. Darüber hinaus wird das Potenzial für eine Museumsperspektive der Zukunft in den Blick genommen. Industriekultur und ihr inhaltliches Bedeutungsfeld werden konturiert. Es wird die Frage nach den neuen Kulturdimensionen und den Nahtstellen gestellt, wo Industriekultur die bisherige Vorstellung von Museum überschreitet und die alte Sehnsucht nach komprimierten Kulturorten mit hoher thematischer Dichte einlöst. Die Lehrveranstaltung thematisiert die Frage, wie werden diese neuen Kultureinheiten gesteuert, wie ihre Themenentwicklung forciert.

Die Lehrveranstaltung umfasst eine Einführungsphase zur Industriekultur und der Museumsfantasie und einen Kolloquiumsteil, in dem die Referate der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie deren Thesen diskutiert werden. In Arbeitsgruppen (AGs) wird untersucht, was Auslöser für diese Kulturfantasie war, welche Erwartungen daran geknüpft werden und welche Realisierungsdimensionen diese Fantasie ausgelöst hat. In einer an der Praxis orientierten Diskussion werden die gewonnenen Ergebnisse vertieft.

Leitende Fragen sind:

1. Welchen Stellenwert nimmt die Industriekultur in der Museumsdiskussion des 21. Jahrhunderts ein?

2. Wo liegen die Stärken, wo die Grenzen dieser Industriekultur- Debatte?

3. Wie verändert Industriekultur die Kulturdiskussion und ihr Bewusstsein in der Gegenwart?

Bemerkung

Zur Person Dr. Meinrad Maria Grewenig:

Dr. Meinrad Maria Grewenig wurde 1954 in Saarbrücken geboren, ist verheiratet und hat drei Kinder; 1983 Promotion zum Doktor der Philosophie in den Hauptfächern Kunstgeschichte und klassische Archäologie, jeweils mit Philosophie, an der Universität Salzburg; 1984 - 1992 Saarland Museum Saarbrücken, seit 1988 kommissarischer Direktor, seit 1989 Stellvertretender Direktor; 1992 - 1999 Direktor des Historischen Museums der Pfalz Speyer und Geschäftsführender Vorstand der Museumsstiftung; 1999 - heute Generaldirektor und Leiter der Geschäftsführung der Weltkulturerbe Völklinger Hütte - Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur GmbH, Völklingen.


Seit 1984 bis heute selbstständige Lehraufträge für Kunstgeschichte und Kulturmanagement an der Universität Trier, der Universität des Saarlandes Saarbrücken, der Universität Mannheim, der Deutschen Verwaltungshochschule Speyer, der Fernuniversität Hagen und der Universität Bern. Meinrad Maria Grewenig ist Präsident von ERIH, European Route of Industrial Heritage, und im Vorstand von ecsite-d, der AMGR, und dem Saarländischen Museumsverband.


Das Schriftenverzeichnis von Meinrad Maria Grewenig umfasst mehr als 230 Publikationen, davon über 75 verfasste bzw. herausgegebene Bücher, sowie zahlreiche Filme und Fernsehsendungen.


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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SoSe 2014 , Aktuelles Semester: SoSe 2024