Der Antisemitismus, der in Europa eine unheilvolle Tradition hatte, führte schließlich zum Holocaust. Seine Wurzeln und Motive sind sehr unterschiedlich, religiöse, fremdenfeindliche und schließlich rassistische Argumentationen führten ins Unheil. Allerdings ist der Völkermord an den Juden kaum noch von religiösen Motiven getragen, wenn diese auch zu einer heimlichen Duldung der Exzesse beigetragen haben. Leider sind noch heute Formen des Antisemitismus in vielen Gesellschaften anzutreffen.
"Islamophobie" ist eine unscharfer und schwer zu fassender Begriff. Meint er die Angst vor "der" Religion des Islam? Geht es um Befürchtungen wegen unaufgeklärter Auffassungen in manchen muslimischen Gesellschaften oder auch unter hiesigen Migranten? Soll eine Reaktion auf Unruhen, Gewaltverherrlichung oder Terrorismus angesprochen sein?
Generell lässt sich wohl sagen, dass es keine Islamophobie aus religiösen oder rassistischen Gründen gibt; es geht allenfalls um eine Ablehnung archaischer Verhaltensweisen und Werte innerhalb begrenzter islamischer Gruppen. Leider wurden diese Motive aber − gerade nach dem 11. September 2001 − mehr und mehr zu plakativen Aussagen, die heute vielfach "den Islam" als ganzen, nicht nur gewisse Varianten, zu diskreditieren versuchen − ein deutlicher Rückschritt im Blick auf bisherige Bemühungen um einen interreligiösen Dialog. Mit dem Antisemitismus gemeinsam ist aber auf jeden Fall ein Element der Feindseligkeit bzw. der Fremdenfeindlichkeit.
Beide Strömungen sollen in der Veranstaltung untersucht und miteinander verglichen werden. Vor allem soll es auch darum gehen, die "Nachhaltigkeit" gewisser festgefahrener Feindbildmuster zu erkennen und sie auf eine mögliche Überwindung hin zu reflektieren. |