Kommentar |
Der Spaß am Spiel mit der Angst, einer Angst allerdings, die nicht existenz- oder lebensbedrohlich ist, sondern auf dem heimischen Sofa ausgelebt wird, hat seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten Hochkonjunktur. Horror- und Gruselfilme, Kriminalromane und -filme und selbst Computerspiele belegen die Faszination, die Gruseln und Grauen bei vielen Menschen auslösen. Gruselgeschichten sind - vielleicht(?) - so alt wie die menschliche Kultur, haben mit der Erweiterung und Ausdifferenzierung der medialen Möglichkeiten und der Globalisierung der medialen Kulturen allerdings deutlich an Popularität gewonnen. Vor allem hat sich, so die Ausgangshypothese, die Funktion von Gruselgeschichten im Verlauf der letzten 200 Jahre grundlegend geändert.
Angsterzeugende Elemente enthalten z.B. schon viele traditionelle Märchen; hier allerdings hatte die Erzeugung von Angst primär eine erzieherisch-didaktische Funktion, diente also auch dazu, Vorstellungen von gut und böse und guter gesellschaftlicher, familiärer und anderer Ordnungen zu vermitteln. Moderne Gruselgeschichten, die seit dem 19. Jahrhundert entstehen (Dracula und Co.), dienen hingegen primär der Unterhaltung.
In dieser Lehrveranstaltung begeben wir uns auf die Suche nach den Spuren der Faszination am Gruseln und Grauen. Dabei interessieren uns ausschließlich die kulturellen Aspekte. Wir fragen nicht nach psychologischen Gründen für die Faszination des Grauens, sondern danach, welche Formen, Motive, Medien etc. in welchen historischen Kontexten aus welchen Gründen und in welchen Funktionen Verwendung finden und fanden. Unser Untersuchungsraum ist der europäisch-amerikanische Kulturraum, zeitlich gehen wir nicht über die Frühe Neuzeit zurück. Vorschläge für Themen von Seiten der Studierenden sind herzlich willkommen und werden in den ersten zwei Sitzungen thematisiert und diskutiert |