Politische Lyrik – das klingt zunächst einfach: Lyrik, die auf irgendeine Art und Weise „politisch“ ist, sich also aufgrund ihres Sujets als Subgattung der Lyrik und der politischen Literatur allgemein definieren lässt. Aber ab wann handelt es sich um politische Lyrik? Sobald eine politische Lesart des ganzen Gedichts oder nur einzelner Strophen möglich ist? Wie passen Lyrik und Politik überhaupt sprachlich zusammen? Widerspricht eine poetische Durchformung nicht der eigentlich klaren, nüchternen Sprache des Politischen? Welche lyrischen Formen bieten sich für diese Gattung an? Kann Form auch politisch sein? Wie lässt sich politische Agitation und Künstlertum zusammendenken? Muss politische Lyrik kritisch sein oder kann sie auch affirmativ erfolgen? Wie viel Politik verträgt die Kunst, wo liegen die Grenzen zur Propaganda?
Anhand dieser und weiterer Fragen nähert sich das Seminar dem Gegenstand der politischen Lyrik. Dabei stehen kanonische Beispiele aus den verschiedenen Epochen der Literaturgeschichte im Vordergrund, so z.B. die Lyrik des Vormärz und der Nachkriegszeit. Aber auch Phänomene wie das politischen Lied und die Wirkmächtigkeit politischer Lyrik (wie an der Aufregung um Günter Grass im Jahr 2012 zu sehen war) sollen diskutiert werden. Zudem besprechen wir poetologische Äußerungen unterschiedlicher Autoren wie Heinrich Heine oder Hans Magnus Enzensberger zum Verhältnis von Lyrik und Politik.
Das Seminar bietet daher eine Vertiefung der in Grundkurs I erworbenen Fähigkeiten zur Lyrikanalyse, ebenso soll der Umgang mit Sekundärliteratur geschult werden.
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