Kommentar |
Literatur ist das Medium, das kollektive Erinnerungen und Gefühle, soziale Verhältnisse und Verhaltensweisen sowie historische Momente einer Kultur in einer stark polysemantischen und konnotationsreichen Sprache festhält. Die Analyse ausgewählter Werke der griechischen Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts von Autoren unterschiedlicher Genres -u.a. von N. Kazantzakis, K. Kavafis, A. Zei, P. Markaris- wird den Studierenden die Möglichkeit geben, geschichtliche und soziokulturelle Gegebenheiten der griechischen Realität zu entdecken und die Autoren und ihr Werk im ausgangssprachlichen Literaturbetrieb zu positionieren.
Über diese ausgangstextorientierte Analyse hinaus werden die gleichen literarischen Werke in Bezug auf den soziokulturellen Rahmen und die Wertvorstellungen des Ziellandes im Zeitpunkt der Entstehung ihrer Übersetzungen untersucht. Dies könnte u.a. durch die nähere Betrachtung der Wiedergabe von Realien oder durch den Vergleich von Übersetzungen, die quasi parallel in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR entstanden sind, erläutert werden. Die Positionierung griechischer Werke im deutschen Literaturmarkt wird anhand von Gesprächen mit deutschsprachigen Übersetzern und Übersetzerinnen erläutert, die somit nicht mehr unsichtbar bleiben, sondern als aktive Akteure im Kulturaustausch hervorgehoben werden.
Übersetzungswissenschaftliche Ansätze in Anlehnung an die funktionale Ausrichtung von Vermeer und die Manipulationsschule bzw. die Descriptive Translation Studies von Toury, Hermans, Lambert oder Lefevere, welche einen Paradigmenwechsel in der Translationswissenschaft begründet und weiterentwickelt haben, bilden die theoretischen Grundlagen der Lehrveranstaltung. |