Kommentar |
Die Fiktionsfilme können geschichtliche Situationen und Personen rekonstruieren, die oft den Kontakt der Zuschauer mit der eigenen Realität bzw. Vergangenheit oder mit dem Anderen, dem Fremden entscheidend prägen. Anhand einer Auswahl international mehr oder weniger bekannter griechischer Filme lässt sich die jüngere Geschichte Griechenlands im kinematischen Kulturtransfer in einem neuen Licht erscheinen. Einerseits sorgt Kakogiannis mit seinem "Zorbas" für eine Marginalisierung Griechenlands als ein barbarisches und kindisches Land des ewigen Vergnügens, andererseits thematisieren Angelopoulos, Voulgaris oder Gavras in ihren symbolträchtigen Filmen die jüngste Geschichte des Landes. Mittels persönlicher Geschichten, die von den politischen Ereignissen geführt werden, setzen sie sich mit den immer noch die griechische Gesellschaft teilenden und als Tabu geltenden Themen der Militärjunta und des Bürgerkriegs auseinander. Mithilfe der einschlägigen Literatur über das Verhältnis zwischen Fiktion und Geschichtsschreibung von u.a. Fero, Rosenstone, Stefani dienen diese Filme als eine Plattform für eine bessere Annäherung an die gegenwärtigen sozialen und politischen Gegebenheiten, wie die erneute Spaltung der Gesellschaft und den Aufstieg der Neonazis.
Das Seminar findet zwar eigenständig im Laufe des Wintersemesters 2014/2015 statt, wird aber von abendlichen Filmvorführungen einmal im Monat begleitet und im Sommersemester 2015 ebenfalls eigenständig fortgesetzt. |