Kommentar |
Seit ihrer Gründung in Zeiten Alexanders des Großen über ihre entscheidende Rolle im Byzanz als die wichtigste Hafenstadt des Balkanraumes mit zuweilen über 100.000 Einwohnern und bis zu ihrer Befreiung vom Osmanischen Reich vor erst 100 Jahren fundierte die Metropole Thessaloniki als ein Kreuzpunkt verschiedener Ethnizitäten und Religionen. Als 1912 die griechischen Befreiungstruppen in Salonica eintrafen, wurden sie von ca. 150.000 Einwohnern - darunter 46.000 Muslime, 62.000 Juden und weniger als 40.000 Griechen - empfangen und hauptsächlich auf Griechisch und Ladino bejubelt. Nach der durch den Bevölkerungsaustausch 1922 ausgelösten massiven Fluchtwelle aus der Türkei und dem vernichtenden Brand von 1917 veränderte sich das Profil der Stadt grundlegend. Die einst zahlreichste Gemeinde der Stadt zählte 1940 ca. 56.000 Mitglieder, was 70% der in Griechenland wohnhaften jüdischen Bevölkerung ausmachte. Zwischen März und Mai 1943 sind 45.000 Juden nach Ausschwitz deportiert worden, 1.950 davon kehrten in die Stadt ihrer Vorfahren zurück.
Das Seminar lässt die Geschichte der Stadt mit Fokus auf die sephardischen Juden über Geschichtswerke wie "Salonica, City of Ghosts: Christians, Muslims and Jews 1430-1950" von M. Mazower, Romane, Gedichte, jüdische Kinderbücher, Lieder und einschlägige Dokumentarfilme entdecken, die sowohl die historischen Zusammenhänge vermitteln als auch eine mikrogeschichtliche Annäherung an die einzelnen Menschenschicksale ermöglichen. |