Kommentar |
Isokrates von Athen (ca. 436 – 338 v.u.Z) gehört zu den bedeutendsten Prosaschriftstellern des klassischen Griechenlands. Der oftmals als 'Erbe der Sophistik' bezeichnete selbsternannte 'Philosoph der Reden' veröffentlichte über einen Zeitraum von mehr als fünfzig Jahren hinweg literarische Reden, die zu den tagespolitischen Themen ihrer Zeit Stellung beziehen.
Isokrates' wohl berühmteste Schrift, der Panegyrikos ('Festrede') von 380, entwickelt vor dem Hintergrund der innergriechischen Auseinandersetzungen der 380er Jahre ein politisches Programm zur Einigung der Hellenen durch die Wiederaufnahme des Kampfes gegen den persischen Großkönig, der wenige Jahre zuvor (387/386, also vor genau 2400 Jahren) im sogenannten 'Königsfrieden' Athens Rivalin Sparta zur einzigen Vormacht der griechischen Welt erhoben hatte. Da dieses 'panhellenische Programm', das man später fälschlich als Blaupause für den Alexanderfeldzug interpretierte, eine gemeinsame Führung der Griechen durch Sparta und Athen vorsieht, befasst sich ein großer Teil der Schrift mit dem rhetorischen Nachweis athenischer Führungsansprüche, wozu Isokrates in Anlehnung an die Tradition der athenischen Gefallenenreden (Epitaphien) zahlreiche Exempla aus Mythos und Geschichte anführt. |
Literatur |
A) Textedition: Isocrates: Opera omnia edidit V. G. Mandilaras, vol. II, Bibliotheca Scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana, München 2003.
B) Historisch-Philologische Zugänge: Edmund Buchner: Der Panegyrikos des Isokrates. Eine historisch-philologische Untersuchung, Historia Einzelschriften 2, Wiesbaden 1958; Manfred Fuhrmann: Die antike Rhetorik, München 1984; Wolfgang Orth (Hg.): Isokrates. Neue Ansätze zur Bewertung eines politischen Schriftstellers. Europäische und internationale Studien 2, Trier 2003; Thomas Blank: Sparta als politisches Exemplum in den Schriften des Isokrates, Klio Beihefte N. F. 23, Berlin 2014.
C) Zur Theorie des Übersetzens: Umberto Eco: Quasi dasselbe mit anderen Worten. Über das Übersetzen, aus dem Italienischen von Burkhardt Kroeber, München / Wien 2006 (orig.: Dire quasi la stessa cosa. Esperienze di traduzione, Mailand 2003); Hartmut Böhme u.a. (Hg.): Übersetzung und Transformation. Tagung des Berliner Sonderforschungsbereichs 644 „Transformation der Antike“, 1. bis 3. Dezember 2005, Berlin 2007; Josefine Kitzbichler u.a. (Hg.): Dokumente zur Theorie der Übersetzung antiker Literatur in Deutschland seit 1800, Berlin 2009; Josefine Kitzbichler u.a. (Hg.): Theorie der Übersetzung antiker Literatur in Deutschland seit 1800, Berlin 2009. |
Bemerkung |
Die Ergebnisse des Seminars fließen ein in die Arbeit an einer neuen Übersetzung des Isokratestextes für die Reihe Tusculum (Verlag De Gruyter), die ab Oktober 2014 in internationaler Zusammenarbeit entstehen wird. Das Seminar soll einerseits Übersetzungsentwürfe diskutieren und ggf. korrigieren, andererseits Vorarbeiten leisten zur Erstellung des historischen Anmerkungsapparates, der der Übersetzung beigefügt wird. Da dieses Übersetzungsprojekt auf mehrere Jahre angelegt ist und eine intensive Auseinandersetzung mit dem gesamten Werk des Isokrates erforderlich macht, besteht im Umfeld des Seminars ausdrücklich die Möglichkeit zur Entwicklung von Qualifikationsarbeiten (B.A. / M.A. etc.), in denen längere Textabschnitte kommentiert oder Spezialfragen untersucht werden könnten. |