Kommentar |
Als die ersten Kreuzfahrer 1096 ins Heilige Land aufbrachen, bezeichneten sie sich selber noch als – wenn auch bewaffnete – Pilger, ihr Unternehmen als „Feldzug“ oder „Reise nach Jerusalem“. Auch wenn der Begriff „Kreuzzug“ erst im 17. Jahrhundert entstand, kristallisierte sich doch recht rasch ein grundlegender Konsens darüber heraus, was die Aufgabe dieser crucesignati war – ein Verständnis allerdings, das das Papsttum schon sehr rasch erweiterte, indem es Kriegszüge gegen „Heiden“ wie die Wenden im Osten, gegen Ketzer wie die Albigenser oder gegen politische Gegner der Päpste wie die Staufer ebenfalls unter die Kreuzzüge rechnete. Auch für den Kampf gegen die vorrückenden Osmanen, die sog. Türkenkriege, reklamierte man die Idee des Kreuzzuges. Den Ersten Weltkrieg deklarierte der amerikanische Präsident Wilson als „Kreuzzug für die Demokratie“, während der Zweite Weltkrieg den USA als „Kreuzzug für die Freiheit“ galt; Präsident George W. Bush schließlich rechtfertigte den zweiten Irakkrieg als „Kreuzzug gegen das Böse“. In der Zwischenzeit hat es sich gar eingebürgert, verschiedenste intensiv geführte Kampagnen zum „Kreuzzug“ zu erklären, etwa den Kampf gegen Krankheiten oder das Rauchen. Diesen Instrumentalisierungen und Wandlungen der Kreuzzugsidee in der Geschichte vom Mittelalter bis heute nachzugehen, ist Ziel des Seminars. Es können Nachweise für Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit erworben werden |
Literatur |
Literatur zur Einführung:
Gisbert Gemein: Die Kreuzzugsidee im Mittelalter und in der Moderne, in: Kulturkonflikte – Kulturbegegnungen. Juden, Christen und Muslime in Geschichte und Gegenwart, Bonn 2011, S. 197–220
Ernst-Dieter Hehl: Was ist eigentlich ein Kreuzzug?, in: HZ 259 (1994), S. 297–336
Jonathan Riley-Smith: Crusading as an Act of Love, in: History 65 (1980), S. 177–192
Peter Thorau: Die Kreuzzüge (= C.H. Beck Wissen), München 4. Aufl. 2012. |