Kommentar |
Mit Fetisch wird ein ‚Ding’ bezeichnet, an das Bedeutungen und (magische) Kräfte geknüpft werden, die unser Handeln modellieren und festschreiben. Konkret: Der rote ‚Sportflitzer’ designt mein Sozial-verhalten und Selbstgefühl neu – und nicht ich selbst.
Fetische erzeugen einerseits Abhängigkeiten, andererseits (neue) Freiheiten. Autos, Handys, Computer, Modeartikel sind Artefakte, die unseren Handlungsradius wie auch unsere Aura steigern. Zugleich besitzen sie eine das Subjekt manipulierende Kraft. Das macht sie zum Fetisch. Sie bringen uns als Individuen eines aufgeklärten Zeitalters damit in eine ambivalente Lage: Denn gegen alle Aufgeklärtheit gehen wir eine korrupte Objektbeziehung ein. Die Kulturwissenschaft behauptet, dass unsere zweckrationale Zivilisation ohne die Dinge und ihre (sozialen) Bindekräfte schlechterdings zusammenbrechen würde. Fetischistische Dinge sind also die dunklen Turboauflader unserer Ratio. Wir brauchen sie, nicht sie uns.
Vor diesem neueren kulturwissenschaftlichen Denkansatz will das Seminar den Fetischcharakter von Kunst in der Moderne thematisieren und untersuchen. Dabei werden folgende Themenfelder im Zentrum stehen:
- der Objektfetischismus in der Kunst seit dem Surrealismus
- Ausstellungen, Happenings und Performances als ‚magische Milieus’ des modernen Kunstbetriebs
- Mode, Luxus und Konsumgüter als die neuen heiligen Dinge
- Museen, Kaufhäuser und Fußballarenen als religiöse Räume im postreligiösen Zeitalter
Die ITM-Veranstaltung findet in Kooperation mit einem Seminar von Frau PD Dr. Ulrike Stölting (Religionswissenschaft) statt.
Am Montag, den 5.1.2015, findet das Seminar in folgenden Räumen statt: 12-14 Uhr: Gebäude B3 1 - SEMINARRAUM 1.24 14-16 Uhr: Wird noch bekannt gegeben! 16-18 Uhr: Gebäude B3 1 - SEMINARRAUM 1.24 18-20 Uhr: Gebäude B3 1 - SEMINARRAUM 1.24
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Literatur |
Empfohlene Literatur: Der Code der Leidenschaften. Fetischismus in den Künsten, hrsg. von Hartmut Böhme/Johannes Endres, München 2010. Fetisch Auto. „Ich fahre, also bin ich“, hrsg. von Mathias Bickenbach et al., Ausstellungskat. Basel, Heidelberg 2011. Barbara Vinken, Angezogen. Das Geheimnis der Mode, Stuttgart 2014.
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