Crimetime: Kriminalität, Strafjustiz und Medien in Westeuropa seit 1870 - Einzelansicht

Seit den 1980er Jahren erlebt die historische Kriminalitätsforschung in Deutschland einen Boom, der auch richtungsweisenden, vor allem sozial- und kulturhistorisch orientierten Forschungsarbeiten in Frankreich und England zu verdanken ist. Die Übung will die historisch wandelbaren Definitions- und Konstruktionsprozesse von Kriminalität oder Devianz anhand ausgewählter Quellen – wenn möglich mit regionalgeschichtlichem Bezug – und wichtiger Texte der Forschungsliteratur zu Westeuropa im späten 19. und 20. Jahrhundert beleuchten. Diese Konstruktionsprozesse spiegeln gesellschaftliche und politische (Macht-)Verhältnisse wider, sie sind ein Abbild sozialer Zustände und Konfliktlagen. Nicht zuletzt soll auf die bedeutende Rolle der Massenmedien hingewiesen werden, die diese in der Moderne für die gesellschaftliche Wahrnehmung von Kriminalität und die Ausrichtung der staatlichen Kriminalitätsbekämpfung und des Strafvollzugs spielen.

Imanuel Baumann, Dem Verbrechen auf der Spur. Eine Geschichte der Kriminologie und Kriminalpolitik in Deutschland 1880 bis 1980, Wallstein: Göttingen 2006

Dominique Kalifa, L’encre et le sang. Récits de crimes et société à la Belle Époque, Fayard: Paris 1995

Frank Kebbedies, Außer Kontrolle. Jugendkriminalpolitik  in der NS-Zeit und der frühen Nachkriegszeit, Klartext-Verlag: Essen 2000

Gerd Schwerhoff, Historische Kriminalitätsforschung, Campus: Frankfurt/New York 2011

Judith Walkowitz, City of Dreadful Delight. Narratives of Sexual Danger in Late-Victorian London, Chicago: Chicago University Press 1992