Kommentar |
Wohl um oder kurz nach 1230 erst in oder um den unterfränkischen Bischofssitz geboren, nach dem er sich in fast allen seiner Werke selbst benannt hat, gehört Konrad von Würzburg, dessen Todesjahr 1287 chronikalisch bezeugt ist, bereits einer Zeit zwei bis drei Generationen nach der Blütezeit der mittelhochdeutschen Literatur an. Nichtsdestoweniger fühlt sich dieser Berufsdichter ihren Hauptvertretern – v.a. Gottfried von Straßburg, den man als sein großes Vorbild ansehen darf – und ihrem Stil stark verbunden. Konrad verbrachte den größten Teil seines Leben recht weit entfernt von seiner Heimat, sich sozusagen entlang der Rheinlinie südwärts bewegend zunächst im Dienst der Grafen von Kleve, später adliger und städtisch-großbürgerlicher Auftraggeber in Straßburg und Basel, deren Namen er uns ebenfalls meist in den betreffenden Werken nennt. In den 1260er Jahren wohl hat er sich dann auch in Basel dauerhaft angesiedelt, zuvor war er offenbar als fahrender Dichter von Gönner zu Gönner unterwegs gewesen. Dass er sicherlich nicht – auch nur aus niederem ministeriellem – Adel stammte, sagt er in einem Spruch selber, die mittelalterlichen Quellen nennen ihn daher stets meister bzw. magister, was man vielleicht schon im (dicht)handwerklichen Sinne verstehen darf – jedenfalls eher nicht im akademischen wie bei seinem Vorbild Gottfried; insbesondere Französisch hat er, wiederum nach eigenem Zeugnis, jedenfalls erst spät gelernt und scheint dabei nicht allzu weit gekommen zu sein. Bekannt sind auch die Namen seiner Frau, Berchta, und zweier Töchter, Gerina und Agnes. Anders als die ältere Forschung schätzte das Spätmittelalter seine Werke sehr, aber seit einigen Jahren findet dieser zweifellos wichtige Autor und unbestritten bedeutende Formkünstler wieder mehr Anerkennung. Konrad dichtete neben den gewaltigen Romanen ›Partonopier und Meliur‹ und ›Trojanerkrieg‹ auch Lyrik und eine Reihe von kleineren Erzähltexten, die stofflich von Allegorien über Legenden zu den sog. Mären reichen – einem Genre, dessen Definition der Forschung schon manches Kopfzerbrechen bereitet hat. Im Mittelpunkt des Lektüreseminars soll das ›Herzmäre‹ stehen, Prototyp der Untergattung des sogenannten „höfisch-galanten“ Märes, das – nicht ganz ohne sentimentale Züge – vom tragischen Ende einer außerehelichen Liebesbeziehung erzählt: eine Geschichte, aus der allerdings mehr herauszuholen ist als eine love story allein. Anhand dieses Werks – und je nach der zur Verfügung stehenden Zeit auch noch anhand anderer kleiner Erzählwerke Konrads – soll im Seminar in das Lesen und Übersetzen mittelhochdeutscher Texte eingeübt werden, was durch eine fundamentale sprachgeschichtliche Einführung in das Mittelhochdeutsche und die Thematisierung der wesentlichen literaturwissenschaftlichen Probleme, die das Gelesene aufgibt, begleitet wird. |
Literatur |
Die Textgrundlage wird den Teilnehmenden am Seminar zu Beginn der Vorlesungszeit in digitaler Form zur Verfügung gestellt.
Vorbereitende Lektüre: Brunner, Horst: Art. 'Konrad von Würzburg', in: Kurt Ruh u.a. (Hgg.): Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, 2. Aufl., Bd. 5, Berlin/New York 1984, Spp. 272-304, bes. Spp. 272-278 & 291-294; Weddige, Hilkert: Mittelhochdeutsch. Eine Einführung, München 82010. |
Bemerkung |
Der vorherige Besuch des Proseminars zur Geschichte der deutschen Sprache wird mit Nachdruck empfohlen.
Für die Studierenden der modularisierten Studiengänge ist die Onlineanmeldung verpflichtend. Unentschuldigtes Fehlen in der ersten Seminarsitzung führt zum Ausschluß von der Teilnahme !
Begleitend zu dieser Veranstaltung werden freiwillige Tutorien angeboten:
dienstags, 14-16h c.t. (ab 28.04.), Geb. C 5.2, R. 5.19, Johanna Mudrich, vgl. https://www.lsf.uni-saarland.de/qisserver/rds?state=verpublish&status=init&vmfile=no&publishid=87580&moduleCall=webInfo&publishConfFile=webInfo&publishSubDir=veranstaltung
mittwochs, 12-14h c.t. (ab 22.04.), Geb. C 5.2, R. 1.10.1, Larissa Thome, vgl. https://www.lsf.uni-saarland.de/qisserver/rds?state=verpublish&status=init&vmfile=no&publishid=85570&moduleCall=webInfo&publishConfFile=webInfo&publishSubDir=veranstaltung
Der Besuch eines dieser Tutorien wird nachdrücklichst empfohlen ! |