Der Zufall ist ein anthropologisches Grundthema und ein Problem, an dem sich Philosophie und Theologie seit Jahrtausenden abarbeiten. Im Zentrum steht immer wieder die Frage, wie die Erfahrung des Zufälligen in das Konzept einer sinnvollen, gelenkten Existenz integriert werden kann. Dieser Problemhorizont wird auch in der Literatur reflektiert. Der Zufall als Thema und Motiv der Literatur wird oft zum Auslöser einer Reflexion über zentrale Gegensätze des menschlichen Erfahrungshorizonts wie Glück/Unglück oder Ordnung/Chaos.
Im Seminar sollen zunächst theoretische Ansätze mit Hilfe der Forschungsliteratur erarbeitet werden, um dann verschiedene historische Manifestationen des Phänomens Zufall in der Literatur zu untersuchen. Dazu gehören z.B. das Fortuna-Motiv in der Literatur des Barock, das Deutungsfeld Zufall/Vorsehung (z.B. bei Joseph von Eichendorff), der Zusammenhang von Zufall und Theodizee bei Heinrich von Kleist, aber auch das bewusste Bekenntnis zum Zufall als Handlungsmotor bei Friedrich Dürrenmatt.
Das Seminar wird mit einer schriftlichen Hausarbeit abgeschlossen. |