Kommentar |
In Spanien ging die II. Republik am 1. April 1939 mit dem Sieg der nationalistischen Kräfte im äußerst blutig geführten Bürgerkrieg unter. Über drei Jahrzehnte Diktatur unter General Francisco Franco folgten; Repression und Rache an den ehemaligen Kriegsgegnern blieben im „Neuen Staat“ lange Zeit an der Tagesordnung. Nach dem Tod Francos im Jahr 1975 wurde in Spanien ein Transitionsprozess eingeleitet, in dem das Land langsam zur Demokratie zurückkehrte.
In Chile fand am 11. September 1973 das „Sozialistische Experiment“ ein jähes Ende: General Augusto Pinochet putschte gegen Salvador Allende, der im Jahr 1970 als erster Marxist weltweit aus freien und geheimen Präsidentschaftswahlen als Sieger hervorgegangen war. 16 Jahre Militärdiktatur schlossen sich an; Staatsterror und gnadenlose Verfolgung Oppositioneller wurden zum „Markenzeichen“ der Junta. Infolge eines Referendums im Jahr 1988, in dem sich das chilenische Volk mehrheitlich gegen eine weitere Amtszeit Pinochets entschied, kehrte das Land ab 1989/1990 zur Demokratie zurück.
in der Lehrveranstaltung wird nach Erarbeitung zentraler theoretischer Grundlagen und einem Blick auf die wichtigsten historischen Ereignisse untersucht, inwiefern sich die beiden Länder und ihre Bevölkerungen mit der traumatischen Vergangenheit auseinandersetzten. Welche Rolle spielten Schweigen, Verdrängen und Erinnern? Inwiefern konnten Putsch und Diktatur, Staatsterror und Repression Eingang in das kollektive Gedächtnis finden? Welche juristische Aufarbeitung hat es gegeben? Inwiefern wurden Verantwortliche zur Verantwortung gezogen? Inwieweit Opfer entschädigt? Neben diesen und weiteren Fragen sollen zum Abschluss die Fälle Spanien und Chile gegenübergestellt und in vergleichender Perspektive Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausgearbeitet werden.
Der Leistungsnachweis erfolgt durch Kurzvortrag sowie Ausarbeitung und Moderation einer teilnehmeraktivierenden Übung. |
Literatur |
Aleida Assmann: Die langen Schatten der Vergangenheit: Erinnerungskultur und Geschichtspolitik, München: Beck, 2006; Walther L. Bernecker / Sören Brinkmann: Kampf der Erinnerungen. Der Spanische Bürgerkrieg in Politik und Gesellschaft 1936 – 2008, 4., erw. und aktualis. Auflage, Nettersheim: Verlag Graswurzelrevolution, 2008; Georg Pichler: Gegenwart der Vergangenheit. Die Kontroverse um Bürgerkrieg und Diktatur in Spanien, Zürich: Rotpunkt, 2012; Adriaan Kühn: Kampf um die Vergangenheit als Kampf um die Gegenwart, Baden-Baden: Nomos, 2012; Stefan Rinke: Kleine Geschichte Chiles, München: Beck, 2007; Fernando Codoceo: Demokratische Transition in Chile. Kontinuität oder Neubeginn, Berlin: Wissenschaftlicher Verlag, 2007; Stephan Ruderer: Das Erbe Pinochets. Vergangenheitspolitik und Demokratisierung in Chile 1990-2006, Göttingen: Wallstein, 2010.
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Bemerkung |
Es handelt sich um eine Blockveranstaltung:
Einführung: Montag, 27.04.2015, 14-16 Uhr
Blöcke: 11.05., 08.06., 15.06., 29.06., 06.07., 13.07., jeweils 14 - 18 Uhr |