Kommentar |
Vor 80 und vor 60 Jahren, am 13. Januar 1935 und am 23. Oktober 1955, konnten die Wählerinnen und Wähler das Schicksal und die Zukunft der Saar selbst in die Hand nehmen. Beide Volksabstimmungen erbrachten eindeutige Ergebnisse: 1935 entfielen über 90% der abgegebenen Stimmen auf die Option "Heim ins Reich", 1955 über 67% gegen die Option "Saarstatut", was das Eingliedern der Saar in die Bundesrepublik zur Konsequenz hatte. Beiden Saar-Befragungen sind monatelange, leidenschaftlich ausgetragene politische Auseinandersetzungen vorausgegangen, die dauerhaft tiefe Spuren in der Saar-Gesellschaft hinterlassen haben. Zugleich bündeln die Volksabstimmungen brennglasartig Komplexität und Dilemmata europäischer Geschichte im Zeitalter der Weltkriege und der Nachkriegsjahre. Das Seminar nimmt die runden Jahrestage 2015 zum Anlass, die Vorgeschichte und die Geschichte der Abstimmungskämpfe 1935 und 1955 vergleichend in den Blick zu nehmen.
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Literatur |
Gerhard Ames / Lieselotte Kugler (Hg.), Von der "Stunde 0" zum "Tag X". Das Saarland 1945-1959, Katalog zur Ausstellung, Merzig (Merziger Druckerei und Verlag) 1990; Armin Heinen, Saarjahre. Politik und Wirtschaft im Saarland 1945-1955, Stuttgart (Steiner) 1996; Hans-Christian Herrmann / Ruth Bauer (Hg.), Saarbrücken in Fahrt. 125 Jahre Automobil an der Saar, Marpingen-Alsweiler (Edition Schaumberg) 2011; Hans-Christian Herrmann / Ruth Bauer (Hg.), Widerstand, Repression und Verfolgung. Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus an der Saar, St. Ingbert (Röhrig) 2014; Rainer Hudemann / Raymond Poidevin (Hg.), Die Saar 1945-1955. Ein Problem der europäischen Geschichte, München (Oldenbourg) 1992; Rainer Hudemann / Burkhard Jellonnek / Bernd Rauls (Hg.), Grenz-Fall. Das Saarland zwischen Deutschland und Frankreich 1945-1960, St. Ingbert (Röhrig) 1997; Heinrich Küppers, Johannes Hoffmann. Biographie eines Deutschen, Düsseldorf (Droste) 2008; Ludwig Linsmayer, Politische Kultur im Saargebiet 1920-1932. Symbolische Politik, verhinderte Demokratisierung, nationalisiertes Kulturleben in einer abgetrennten Region, St. Ingbert (Röhrig) 1992; Ludwig Linsmayer (Hg.), Der 13. Januar. Die Saar im Brennpunkt der Geschichte, Saarbrücken (Echolot) 2005; Ludwig Linsmayer (Hg.), Die Geburt des Saarlandes. Zur Dramaturgie eines Sonderweges, Saarbrücken (Echolot) 2007; Ludwig Linsmayer / Peter Wettmann-Jungblut (Hg.), Last aus tausend Jahren. NS-Vergangenheit und demokratischer Aufbruch im Saarstaat, Saarbrücken (Echolot) 2013; Bernd Reichelt, Fußball im deutsch-französischen Grenzraum Saarland / Moselle 1900-1952. Eine transnationale Geschichte politischer Inszenierung und sportlicher Emanzipation, Stuttgart (Steiner) 2014. |