Kommentar |
Religion und Religionen sind ein schon in der Begriffsbestimmung schwer zu handhabendes, weil kontroverses Thema: Was als Religion verstanden wird, und welche praktischen Formen ihre Ausübung annimmt bzw. zu welchen Konsequenzen für die individuelle und gesellschaftliche Lebensgestaltung diese führen, variiert sehr stark. Karl Marx z. B. sieht bekanntermaßen in Religion ein von der Politik missbrauchtes Instrument zur Kontrolle der Volksmasse. Für Sigmund Freud ist sie bereits in ihrer historischen Entstehung (zwangs)neurotisch motiviert, und dadurch letztlich als krankhaft einzustufen. Albert Einstein dagegen versteht sie positiver als Methode, dem eigenen Leben mehr Sinn zu verleihen, was seiner Meinung nach, schließlich in gesteigerter Lebensfreude zum Ausdruck kommt. Vom Begriffsverständnis sowie der damit verbundenen Wertung unabhängig ist jedoch, dass religiöse Vorstellungen stets prägenden Einfluss auf die menschliche Kultur und Zivilisation hatten, wobei die Bildkünste natürlich nicht ausgeschlossen bleiben. Die Übung wird diesem Aspekt Rechnung tragend, nicht nur verschiedene Definitionen von Religion reflektieren und die in Europa vorkommenden Konfessionen überblicksartig vorstellen, sondern v. a. die visuelle Seite des Phänomens am Beispiel der europäischen Kunstgeschichte näher beleuchten. Beginnend bei den surrogativen Jagdszenen der Höhlenmalerei und der Kunst der klassischen Antike, die ein polytheistisches Pantheon bildkünstlerisch zu beleben versucht, über die christlichen Sakralkunstwerke des Mittelalters hinweg, bis zur Neuinterpretation traditioneller religiöser Motive in der Moderne sollen wesentliche Stilepochen unter praktischer Herausarbeitung ihrer Erkennungsmerkmale vorgestellt werden. Die Veranstaltung abrunden wird die Analyse des provozierenden (?) Einsatzes von religiöser Symbolik und Bildsprache in unterschiedlichen popkulturellen Formaten, wie etwa in Musikvideos, Karikaturen oder Werbefotografien, wobei das Spannungsfeld von künstlerischer Freiheit und Verletzung religiöser Gefühle kritisch zur Diskussion zu stellen ist. |
Bemerkung |
Zur Person Dominic Hinkel:
Dominic Hinkel, geb. 1981 in Saarlouis, studierte Neuere Deutsche Literaturwissenschaft, Neuere Deutsche Sprachwissenschaft, Kunstgeschichte und Deutsch als Fremd- und Zweitsprache an der Universität des Saarlandes. Zurzeit promoviert er bei Frau Prof. Dr. Stefanie Haberzettl und Herrn Prof. Dr. Henry Keazor über Karikaturen im Deutsch als Fremd- und Zweitsprache-Unterricht. |