Kommentar |
Jorge Luis Borges sagte über Tausendundeine Nacht: „Es ist ein Buch, das so umfassend ist, dass man es nicht gelesen haben muss.“ Trotzdem (oder gerade deshalb) ist dieses überlange Werk, das so unterschiedliche Gattungen und Erzählstile vereint und in dessen Mittelpunkt eine weibliche Figur wortwörtlich die Fäden ihrer Erzählung zusammenhält, eines der einflussreichsten Bücher bis in unsere Zeit. Scheherazade und ihre 1001 Geschichten haben die Phantasie von Komponisten, Malern, Regisseuren, Lyrikern und Romanciers beflügelt. An nur wenigen Texten kann man die fruchtbaren, aber auch durch Stereotypen und Vorurteile geprägten Beziehungen und den Austausch zwischen Orient und Okzident beobachten. Dieses Seminar möchte sich zum einen (hier geben wir Borges recht) mit einigen ausgewählten Geschichten aus Tausendundeiner Nacht beschäftigen, bevor wir dann über die Übersetzungsproblematik des Werkes hin zu seiner weitreichenden Rezeption kommen wollen. Lesen werden wir unter anderem Texte von Poe, Borges (natürlich), Barth und Hofmannsthal, Lyrik von Wordsworth und Ausländer, Musik hören von Rimski-Korsakov und uns den Stummfilm Der Dieb von Bagdad (1924) sowie ausgewählte Illustrationen und Bilder (Chagall) anschauen. Alle Texte werden in Kürze als Kopiervorlage im Semesterapparat bereit stehen. |