Kommentar |
Der Kurs behandelt populäre Musik in Deutschland und Frankreich nach dem Zweiten Weltkrieg. Nach einführenden Sitzungen zu allgemeineren Forschungszusammenhängen untersucht, diskutiert und kontextualisiert das Seminar einzelne Genres: vom seichten Schlager bis zum anspruchsvollen Chanson, von Rock 'n' Roll bis Rap. Zentral soll danach gefragt werden, was denn populäre Musik eigentlich politisch macht und welche Aussagekraft solche Ausdrucksformen und Phänomene beanspruchen können für die Analyse politischer und gesellschaftliche Zeitumstände in beiden Ländern. Inwieweit sind populäre Lieder und Szenen als Mittel politischer und gesellschaftlicher Kommunikation zu verstehen? Welche Ebenen, Spielarten und Effekte von Politisierung sind zu unterscheiden? Wie leistet populäre Musik einen Beitrag, tradierte Repräsentationsformen oder Autoritätsstrukturen kritisch zu hinterfragen und autonomere Verhaltensstile zu befördern? Kommt es auf ausdrückliche Textbotschaften an oder können auch Genres, die "sprachlose" Renitenz und kulturellen Protest junger Leute begleiten, gesellschaftsverändernde Wirkungen entfalten? Ein Fokus liegt darauf, anhand von Forschungsliteratur, Liedtexten, Tondokumenten und Videofilmen populäre Musikformen der 1950er, 1960er und 1970er Jahre in Deutschland und Frankreich miteinander zu vergleichen und nach kulturellen Transferprozessen von einem in das jeweils andere Land zu fragen.
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Literatur |
Nicole Colin e.a. (Hg.), Lexikon der deutsch-französischen Kulturbeziehungen nach 1945, Tübingen (Narr) 2013; Dietmar Hüser, RAPublikanische Synthese. Eine französische Zeitgeschichte populärer Musik und politischer Kultur, Köln (Böhlau) 2004; Dietmar Hüser, Protest-Kulturen in Deutschland und Frankreich seit den 1950er Jahren, in: Jörn Leonhard (Hg.), Vom Vergleich zur Verflechtung - Deutschland & Frankreich im 20. Jahrhundert, Berlin (Schmidt) 2015, i.E.; Kaspar Maase, Was macht Populärkultur politisch?, Wiesbaden (VS Verlag) 2010; Jean-Pierre Rioux / Jean-François Sirinelli (Hg.), La culture de masse en France de la Belle Epoque à aujourd'hui, Paris (Fayard) 2002; Detlef Siegfried, Time is on my side. Konsum und Politik in der westdeutschen Jugendkultur der 60er Jahre, Göttingen (Wallerstein) 2008; Detlef Siegfried, Sound der Revolte. Rock und Blues in den langen 1960er Jahren, in: Sabine Mecking / Yvonne Wasserloos (Hg.), Macht - Musik - Staat. Kulturelle, soziale und politische Wandlungsprozesse in der Moderne, Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht) 2012, S. 287-301; Christophe Traïni, La musique en colère, Paris (Presses de Sciences Po) 2008. |
Bemerkung |
Blocksitzungen: Fr 30.10., 6.11., 13.11., 4.12., 22.1., jeweils 10-12; Fr 29.1. und 5.2., jeweils 9-18 |