Kommentar |
Die deutsch-französischen Beziehungen präsentieren sich als enge Verflechtungen auf verschiedenen Ebenen. Neben der staatlichen Ebene und der Wirtschaft sind vor allem die vielfältigen Kontakte im soziokulturellen Bereich anzuführen, zu denen auch die über 2000 Städtepartnerschaften zwischen deutschen und französischen Kommunen zählen.
In den ersten Sitzungen sollen überblicksartig die deutsch-französischen Beziehungen auf politischer und auf soziokultureller Ebene betrachtet werden. Anschließend wird es um die Entstehung und Entwicklung der deutsch-französischen Städtepartnerschaften gehen, um schließlich einige konkrete Fälle in den Fokus zu nehmen, in denen sich schwerwiegende Konflikte und Kontroversen nach politischen Wechseln auf kommunaler Ebene ergaben. Dabei sind zwei Szenarien von besonderem Interesse: Im Kalten Krieg entstanden – üblicherweise nachdem ein Kommunist Bürgermeister einer französischen Stadt geworden war – so genannte „asymmetrische Dreiecksverhältnisse“: Der bereits bestehenden westdeutsch-französischen Städtepartnerschaft wurde eine ostdeutsch-französische Partnerschaft hinzugefügt, was in den 50er und 60er Jahren zu massiven Konflikten zwischen der westdeutschen und der französischen Kommune führte. Beispielhaft hierfür stehen die Konstellationen Rendsburg – Vierzon – Bitterfeld sowie Wangen – Châtillon – Merseburg. Das zweite Szenario ist jüngerer Natur: Hier geht es um die Eroberung französischer Rathäuser durch den Front National und die Rückwirkungen auf bestehende deutsch-französische Städtepartnerschaften dieser Kommunen. Exemplarisch stehen hierfür die Fälle Wolfsburg – Marignane aus dem Jahr 1995 sowie der Fall Herne – Hénin-Beaumont aus dem vergangenen Jahr.
Für den Besuch der Übung sind Kenntnisse der französischen Sprache von Vorteil.
Der Leistungsnachweis erfolgt durch Kurzvortrag sowie Ausarbeitung und Moderation einer teilnehmeraktivierenden Übung. |
Literatur |
Tanja Herrmann: Ein Baustein der deutsch-französischen Versöhnungsgeschichte? Die Städtepartnerschaft Wolfsburg – Marignane, Wolfsburg: Appelhans, 2011; Kai Pfundheller: Städtepartnerschaften - alternative Außenpolitik der Kommunen, Opladen: Budrich, 2014; Lucie Filipová: Erfüllte Hoffnung. Städtepartnerschaften als Instrument der deutsch-französischen Aussöhnung, 1950-2000, Göttingen: Vandenhoeck & Rupprecht, 2015; Corine Defrance / Michael Kißener / Pia Nordblom (Hg.): Wege der Verständigung zwischen Deutschen und Franzosen nach 1945. Zivilgesellschaftliche Annäherungen, Tübingen: Narr, 2010; Stefan Seidendorf (Hg.): Deutsch-Französische Beziehungen als Modellbaukasten? Zur Übertragbarkeit von Aussöhnung und strukturierter Zusammenarbeit, Baden-Baden: Nomos, 2012; Deutsch-französisches Institut (Hg.): Frankreich Jahrbuch 2012. Deutsch-französische Beziehungen: Entwicklungslinien und Funktionswandel, Wiesbaden: Springer VS, 2013; Nicole Colin / Corine Defrance / Ulrich Pfeil / Joachim Umlauf (Hg.): Lexikon der deutsch-französischen Kulturbeziehungen, Tübingen: Narr, 2013.
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Bemerkung |
Es handelt sich um eine Blockveranstaltung:
Einführung: Dienstag, 27.10., 12 bis 14 Uhr Blöcke an folgenden Dienstagen jeweils von 12 bis 16 Uhr: 10.11., 17.11., 24.11., 01.12., 08.12. |