Kommentar |
1935 hat Thomas Mann mit Emphase apodiktisch konstatiert: »Rundheraus gesagt, halte ich die österreichische Literatur in allen Dingen des artistischen Schliffes, des Geschmacks, der Form-Eigenschaften, die doch wohl nie aufhören werden, in der Kunst eine Rolle zu spielen, und die keineswegs epigonenhaften Charakters zu sein brauchen, sondern Sinn für das Neue und Verwegene nicht ausschließen – der eigentlich deutschen für überlegen.«[1]– Ohne dieses literaturkritische Urteil zu bewerten, sei es als Anlass genommen, österreichische Literatur in kultureller und historischer Perspektive zu untersuchen und auf mögliche Besonderheiten im Vergleich zu anderen deutschsprachigen Nationalliteraturen zu befragen.
Im Rahmen der anvisierten Ringvorlesung sollen bekannte ›Klassiker‹ der österreichischen Literatur sowie wichtige literarische Positionen in literaturhistorischer Abfolge vorgestellt werden. Es gilt dabei, den heterogenen Kulturraum Österreich durch ausgewählte Literaturbeispiele prominenter Autoren exemplarisch abzustecken. Im Zentrum der Einzelanalysen soll stets ein zentraler epischer, dramatischer oder lyrischer Text stehen. Literaturhistorisch kann der Zeitraum vom Barock über die Aufklärung bis hin zur Gegenwartsliteratur im 21. Jahrhundert erschlossen werden. Als wichtige literarische Strömungen seien Biedermeier und Realismus genannt ebenso wie Wiener Moderne, Expressionismus, literarische Tendenzen in der Kriegs-, Exil- und Nachkriegszeit sowie die Postmoderne. Ferner sind literarische Impulse und Entwicklungen von Autorenvereinigungen relevant, wie etwa der Gruppe 49, der Wiener Gruppe, des Forum Stadtpark oder der Grazer Gruppe.
Vortragen werden sowohl Saarbrücker GermanistInnen (Johannes Birgfeld, Ralf Bogner, Caroline Frank, Sascha Kiefer, Stefanie Kreuzer, Anke-Marie Lohmeier, Katharina Meiser, Christiane Solte-Gresser, Romana Weiershausen), als auch eingeladene Gäste (Sabina Becker, Björn Bühner, Uwe Durst, Urte Helduser, Birgit Nübel).
Anmerkung: Zur Ergänzung dieses Vorlesungs- und Publikationskonzepts ist eine zweite Ringvorlesung zur Thematik im WiSe 2016/17 geplant.
[1] Thomas Mann, 1935; zit. nach: Die österreichische Literatur seit 1945. Eine Annäherung in Bildern. Ditzingen: Reclam 2000. S. 14. |