Was sollen wir tun, wenn verschiedene Leute verschiedene Interessen haben und wir nicht all diese verschiedenen Interessen (zugleich) befriedigen können? Wen sollen wir bevorzugen, wen benachteiligen? Und aus welchen Gründen?
Dies ist eine Frage der Gerechtigkeit, die selbst wieder zu den großen Fragen der praktischen Philosophie gehört.
Zwei konträre Antworten geben der Utilitarismus und der Egalitarismus. Der Utilitarismus heißt uns, die Befriedigung der Interessen über die verschiedenen Leute hinweg zu maximieren, der Egalitarismus hingegen, sie gleich zu verteilen.
Wir werden uns in dem Seminar mit verschiedenen Theorien der Gerechtigkeit im Spannungsfeld zwischen Utilitarismus und Egalitarismus auseinandersetzen und sowohl verschiedene Formen des Utilitarismus (z. B. den „gestutzten Utilitarismus“ von Jon Elster und den Gerechtigkeits-Utilitarismus von Rainer Trapp) als auch des Egalitarismus (z. B. den Ressourcen-Egalitarismus von Ronald Dworkin und Chancen-Egalitarismus von Richard Arneson) kennen lernen – und außerdem mindestens eine Theorie, die sich zwischen die beiden Stühle des Utilitarismus und des Egalitarismus setzt, nämlich den Prioritismus von Derek Parfit.
Die Literatur (die ausschließlich englischsprachig sein wird) wird über Moodle rechtzeitig zur Verfügung gestellt. Wer sich jedoch vorab ein wenig schlau machen möchte, möge den Artikel über „Distributive Justice“ in der Standford Encyclopedia of Philosophy (http://plato.stanford.edu/entries/justice-distributive/) lesen oder auch einen Blick in einen der folgenden Sammelbände werfen:
Barry, Brian (Hrsg.): Theories of Justice, Bd. 1, Berkeley 1989. John E. Roehmer (Hrsg.): Theories of Distributive Justice, Cambridge, Mass., 1996. Christoph Horn und Nico Scarano (Hrsg.): Philosophie der Gerechtigkeit. Texte von der Antike bis zur Gegenwart, Frankfurt a. M. 2002. |