Ein klassisches Thema der Wissenschaftstheorie ist die Theoriegeladenheit der Beobachtung: Sind Beobachtung bzw. durch Experimente gewonnene Daten in der Lage, eine unabhängige Basis für die Überprüfung wissenschaftlicher Theorien zu liefern? Oder ist unsere Beobachtung schon selbst von unseren theoretischen Vorannahmen und Erwartungen beeinflusst, so dass sie nur das bestätigt, was wir schon vorher geglaubt haben? Wir werden uns mit einigen klassischen Texten zur Theoriegeladenheit der Beobachtung auseinandersetzen.
In der aktuellen Erkenntnistheorie der Wahrnehmung steht angesichts der möglichen kognitiven Durchdringung der Wahrnehmung die Rolle von Wahrnehmungserlebnissen als unabhängigen Rechtfertigern empirischer Überzeugungen in Frage. Auf einer grundsätzlicheren Ebene wird darüber gestritten, ob unsere Erwartungen oder unser Vorwissen überhaupt direkte Auswirkungen darauf haben, was wir wahrnehmen. Es ist unklar, mittels welcher Mechanismen höhere kognitive Prozesse die Wahrnehmung beeinflussen. Wir werden neue Texte aus der Debatte über die kognitive Durchdringung der Wahrnehmung lesen.
Das Seminar kann auch als Teil eines Interdisziplinären Themenmoduls – gemeinsam mit einem Seminar von Salvatore Pisani aus der Kunstgeschichte – im Studiengang HoK besucht werden. Als Prüfungsleistung wird ein Referat mit Ausarbeitung (für HoK-Studierende: mit interdisziplinärem Essay) verlangt. Die Texte werden zu Semesterbeginn in Moodle eingestellt. |