Kommentar |
Seit dem 10.9.2015 sind sie auch im Saarland zurück, zumindest wenn man den medialen Schlagzeilen glauben darf: Wölfe. Entsprechend titelte die BILDzeitung an eben diesem Tag: „Blutbad bei St. Wendel – Wölfe reißen 4 Schafe!“ Hier ist sie wieder, die alte Angst des Menschen vor dem Isegrimm, der der Legende nach nicht nur Lämmer und Schafe, sondern auch kleine Mädchen mit roten Kappen frisst. Schon deshalb werden die Wölfe es schwer haben, in Deutschland und anderen Ländern Zentraleuropas wieder Fuß zu fassen.
Die Dämonisierung des Wolfes ist Ergebnis eines historisch sehr langen Zuschreibungsprozesses, der nach neuesten verhaltensbiologischen Erkenntnissen mit dem Verhalten der Tiere nur wenig zu tun hat. Wölfe greifen Menschen nur in Notfällen an, nähern sich menschlichen Siedlungen nur bei Hunger oder mangelnder Scheu. Die Horrorgeschichten rund um den Wolf hingegen sind Legion. Die Figur des Werwolfes beispielsweise spielte in den Hochphasen der Hexenprozesse tatsächlich eine Rolle, weil Menschen wirklich glaubten, dass sich Menschen nachts in Wölfe verwandelten, um Mensch und Tier zu schaden. Der ‚böse Wolf‘ taucht in Märchen und Sagen als Inbegriff des Bösen auf, dieses Bild wird über Literatur und Film letztlich bis heute transportiert.
In dieser Übung schauen wir vor allem auf die kulturelle Konstruktion des bösen und auch des guten Wolfes (ja, auch diese Wolfsbilder gibt es, insbesondere unter Naturschützern). Wir analysieren Wolfsbilder in Märchen und Sagen ebenso wie im modernen Horrorfilm und schauen uns auch die aktuellen Diskussionen um die Rückkehr des Wolfes in den Medien an. Voraussetzungen für die Teilnahme sind offene Augen und Ohren für Wölfisches in den Medien oder im Wald, die Bereitschaft, ein Referat zu einem Thema zu halten, das eventuell auch auf eigenständigen Forschungen basiert sowie die Bereitschaft, an einem fachspezifischen Tutorium teilzunehmen. Dieses wird Lena Naranjo Arcos anbieten. |