Tempus zeigt an, wann vom Sprechzeitpunkt aus gesehen sich ein Ereignis abspielt, Modus zeigt an, unter welchen Bedingungen ein Ereignis stattfindet und Aspekt zeigt an, ob ein Ereignis als abgeschlossen oder unabgeschlossen betrachtet wird. Die ersten beiden Informationen werden im Deutschen durch die Tempus- und Modusformen kodiert, wobei die beiden Kategorien teilweise in einer Form verschmelzen können (siehe (1)).
(1) Hans wird den Müll rausbringen.
(Temporal: Das Ereignis Hans bringt den Müll raus wird sich in der Zukunft zutragen)
(Modal: Es ist recht sicher, dass das Ereignis Hans bringt den Müll raus stattfindet)
Aspekt existiert im Deutschen hingegen nicht als grammatische Kategorie, so dass Sätze wie (2) aspektuell ambig sind. Allerdings existieren im Deutschen trotzdem Möglichkeiten, ambige Sätze wie (2) aspektuell zu desambiguieren (siehe (3)).
(2) Hans brachte den Müll raus, als seine Frau nach Hause kam.
(3) Hans war dabei, den Müll rauszubringen, als seine Frau nach Hause kam.
Ziel dieses Seminar wird es daher sein, die formalen und funktionalen Eigenschaften des deutschen Tempus-Modus-Aspekt-Systems zu untersuchen, insbesondere im Hinblick darauf, wie diese Kategorien miteinander interagieren. |