Kommentar |
Don Juan, der unermüdliche Verführer, der lieber zur Hölle fährt, als sein Leben zu ändern – in vielen hundert Versionen hat er seine Spuren in der Weltliteratur hinterlassen. Literarisch fixiert wird die ursprüngliche Volkssage zuerst im Spanien des 17. Jahrhunderts, über Italien gelangt der Stoff nach Frankreich, schließlich auch in den deutschen Sprachraum. Bis in unsere Gegenwart hinein nehmen sich immer neue Autoren des Don Juan-Stoffs an und setzen immer wieder neue Akzente: Aus dem brutalen Gotteslästerer, den eine zum Leben erwachte Statue seiner gerechten Strafe zuführt, wird ein philosophischer Freigeist, ein melancholischer Idealsucher, ein unglücklicher Kriegsheimkehrer, ein Opfer des eigenen Mythos oder ein rastlos-zerstreuter Globetrotter. Das Seminar setzt ein mit den traditionsbegründenden Versionen aus Spanien und Frankreich, um sich dann auf die deutschsprachige Entwicklung zwischen E.T.A. Hoffmanns ebenso kurzer wie rätselhafter Erzählung Don Juan (1813) und Peter Handkes kleinem Roman Don Juan. Erzählt von ihm selbst (2004) zu konzentrieren.
Berücksichtigung findet aber selbstverständlich auch das Werk, das für die ungebrochene Präsenz des Don Juan-Mythos auf den Bühnen der Welt verantwortlich ist: die Oper Don Giovanni des Librettisten Lorenzo da Ponte und des Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart von 1787. In diesem Zusammenhang ein aktueller Hinweis: Das Saarländische Staatstheater eröffnet die Saison 2015/16 mit Mozart/Da Pontes Don Giovanni (ab 19. September 2015). Da ausnahmslos alle von uns thematisierten deutschsprachigen Don Juan-Versionen auch in einem intertextuellen Verhältnis zu dieser »Oper aller Opern« (E.T.A. Hoffmann) stehen, sollten Sie sich das Live-Erlebnis nicht entgehen lassen! |
Literatur |
Primärliteratur: Anzuschaffen sind die folgenden Texte: Tirso de Molina: Don Juan – Der Verführer von Sevilla und der steinerne Gast. RUB 3569, 3.20 €; Molière: Dom Juan/Don Juan (frz./dt.). RUB 8556, 6.60 €; Wolfgang Amadeus Mozart/Lorenzo da Ponte: Don Giovanni (ital./dt.). RUB 7481, 5 €; Christian D. Grabbe: Don Juan und Faust. RUB 290, 4 €; Max Frisch: Don Juan oder die Liebe zur Geometrie. Edition Suhrkamp 4, 7 €; Peter Handke: Don Juan. Erzählt von ihm selbst. Suhrkamp Taschenbuch 45739, 6.50 €. – Die Don Juan-Versionen von E.T.A. Hoffmann, Nikolaus Lenau, Leopold von Sacher-Masoch und Ödön von Horváth sind als Scan in ESem eingestellt. –
Sekundärliteratur: Einen gut lesbaren Überblick bietet Beatrix Müller-Kampel: Don Juan. In: Hans-Joachim Jürgens (Hg.): Don Juan – Spuren des Verführers. Hamburg 2008, S. 15-28 (Scan in ESem eingestellt). |