Kommentar |
Wirtschaftsgeschichte ist immer zugleich Sozial-, Regional- und Familiengeschichte. Die Geburtswehen, die eine Volkswirtschaft auf dem Weg zur Industriegesellschaft durchlebt, sind Teil des Alltagslebens der Bevölkerung. Die erste Industrialisierung im 19. Jahrhundert brachte tiefgreifende Umbrüche im Arbeitsleben, im politischen und kulturellen Bewusstsein und weitreichende Veränderungen im Familienleben. Die Dynamik und die vielseitigen Wechselwirkungen dieser Prozesse sind von zentraler Bedeutung für das Verständnis der deutschen und europäischen Wirtschaftsgeschichte. Ebenso bedeutsam sind sie aber auch für die Analyse aktueller Industrialisierungsprozesse in heutigen Entwicklungs- und Schwellenländern. Die Übung will eben dieser Industrialisierung der regionalen und familiären Lebenswelten nachspüren, die sich im Schatten der großen „Industriellen Revolution“ abspielte. Dabei werden in mehreren theoretischen Blöcken wirtschaftshistorische Methoden wie empirische Verfahren zur Analyse des Lebensstandards sowie mikro- und familienökonomische Modelle behandelt. Darüber hinaus soll das Erlernte insbesondere bei Exkursionen in die nähere Umgebung praktisch erfahrbar werden. Dazu zählt ein Besuch der ehemaligen Grubensiedlung von der Heydt, des saarländischen Landesarchivs und der alten Hartfüßler-Pfade (der Wege, welche die Bergarbeiter nutzten um aus den umliegenden Dörfern in die Gruben zu gelangen).
Für sportlich motivierte TeilnehmerInnen, wird als freiwilliges Zusatzprojekt ein Lauftreff angeboten, der als Vorbereitung für eine Teilnahme am alljährlich stattfindenden „Hartfüßler-Trail“ dient. Bei diesem überregional bekannten Langstreckenlauf, der im Frühjahr auf verschiedenen Strecken entlang der ehemaligen Bergmannspfade ausgetragen wird, ergibt sich die Gelegenheit, die theoretischen Inhalte der Veranstaltung am eigenen Leib zu erfahren. |
Literatur |
Gall, Lothar, Von der ständischen zur bürgerlichen Gesellschaft, München 2012
Pierenkemper, Toni, Wirtschaftsgeschichte, München 2005 |