Gegenstand der Übung ist das am 10. Juni 1944 durch die SS-Division „Das Reich“
begangene Massaker im limousinischen Dorf „Oradour-sur-Glane“ bei dem 642
Menschen, also fast alle Bewohner des Dorfes umgebracht wurden. Zusammen mit den
Massenhinrichtungen in Tulle geschah in Oradour das größte Massaker des Zweiten
Weltkriegs durch deutsche Truppen in Westeuropa. Oradour, auch „Village martyr“, ist
seither zum Symbol der Gräuel der NS-Verbrechen auf französischem Boden aber auch in
ganz Europa geworden. Die justizielle Aufarbeitung ist, zumal in Deutschland, auch 70
Jahre danach noch nicht abgeschlossen, da erst 2014 ein Verfahren gegen einen
mutmaßlich Beteiligten des Massakers beantragt wurde. Thematisch gliedert sich die
Übung in zwei Bereiche (Ereignisgeschichte und Kontextualisierung sowie
Nachwirkungen und Aufarbeitung in Frankreich und Deutschland).
Im ersten Teil soll es um das Ereignis selbst, aber auch um den historischen Kontext, die
Stimmung bei Kriegsende (Ian Kershaw, The End), insbesondere an der Westfront und die
zunehmende Radikalisierung der Repressionsstrategien sowohl der Wehrmachts- als auch
der SS-Soldaten, gehen. Methodisch spielen dabei auch grundsätzliche Unterschiede
zwischen Waffen-SS und Wehrmacht eine Rolle sowie der gezielte personelle Transfer
von Einheiten von der Ostfront an die Westfront im Verlauf des Krieges und der damit
einhergehende Transfer äußerst blutiger Repressionsstrategien.
Im zweiten Teil geht es um die „zweite Geschichte“ des Massakers, angefangen mit der
justiziellen Aufarbeitung im Prozess von Bordeaux 1953. Dabei wird auch auf die
generelle Problematik eingegangen, zwischen Tätern und Opfern zu unterscheiden, die sich
insbesondere in den von den Deutschen besetzten Ländern nach 1945 stellte.
Darüber Hinaus wird es am 3. Dezember einen Expertenvortrag mit Andrea Erkenbrecher geben. |