Kommentar |
„Alle Kultur nach Auschwitz ist Müll“, schrieb Theodor W. Adorno im Jahr 1966. Von ihm stammt auch der viel zitierte Satz, dass es „barbarisch“ sei, nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben. Hintergrund dieser Skepsis an künstlerischer Betätigung nach dem Holocaust war natürlich die Tatsache, dass die industrielle Vernichtung von Menschen mitten in Europa – im Land von Goethe und Schiller – stattfand und damit eine jahrhundertealte Tradition von Aufklärung, Idealismus und Humanität scheinbar rückgängig machte. Adornos Verdikte gegen Kunst ‚nach Auschwitz‘ hatten eine ungeheure Wirkung im deutschen Geistesleben der Nachkriegszeit. Doch trotzdem sind nach wie vor Gedichte und andere Kunstwerke nicht nur ‚nach Auschwitz‘ entstanden, sondern vor allem auch solche ‚über Auschwitz‘ – also Kunstwerke, die den Holocaust ausdrücklich zu ihrem Gegenstand machen.
Das Seminar will einen Einblick in die vielfältigen Formen der künstlerischen Darstellung des Holocaust geben. Dabei werden repräsentative Werke aus Literatur, Film, bildender Kunst, Comic und Internet vorgestellt und im Seminar gemeinsam diskutiert. Das zeitliche und thematische Spektrum reicht dabei von Paul Celan und Nelly Sachs, über Peter Weiss und Primo Levi bis hin zu Art Spiegelmans „Maus“, Steven Spielbergs „Schindlers Liste“ und dem Dokumentarfilm „Pornographie und Holocaust“.
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