Kommentar |
Unter ‚Tiermalerei‘ verstehen Wissenschaftler eine nunmehr seit Jahrhunderten eigenständige bildkünstlerische Gattung, die aber in ihrer praktischen und kunsttheoretischen Entwicklung eng mit der Entstehungsgeschichte des wohl begrifflich geläufigeren Genres Stillleben verzahnt ist: So waren ursprünglich mehr oder weniger exotische Tiere wie Papageien, Affen, Fische oder Fliegen – ob in totem oder lebendigem Zustand – fester Bestandteil der Bildprogrammatik barocker Vanitas-Stillleben. Schon bald jedoch emanzipierte sich das Tier motivgeschichtlich von seiner Hilfsfunktion als bloßes symbolisches Plus, und eine neue Kunstrichtung, eben jene Tiermalerei, mit eigenen Zielsetzungen konnte entstehen.
Nach diesen veränderten Aufgaben und den mit ihnen verbundenen künstlerischen Herausforderungen an ein vermeintlich etabliertes Motiv, wird die Übung, unter Berücksichtigung der wesentlichsten kunstphilosophischen Grundlagen, fragen. Um eine Antwortfindung zu erleichtern, muss die Veranstaltung – beginnend bei prähistorischen Felszeichnungen über die Schöpfung von Tier-Mensch-Mischwesen in der antiken Kunst bis hin zur Einbettung von Tiergestalten in die Aussageabsichten christlicher Ikonografie – einen Überblick über das Motiv des Animalischen im Kontext der prominentesten Stilepochen bereitstellen, dessen interaktive Auswertung nach gängigen kunstwissenschaftlichen Analysemodellen den Hauptteil der Übung darstellt. Diesen Abriss, der den TeilnehmerInnen gleichzeitig Wissen um die wichtigsten Stationen der europäischen Kunstgeschichte vermitteln wird, ergänzend, sollen Anekdoten aus dem Privatleben verschiedener Künstler immer wieder die Besonderheiten in der Beziehung von Mensch und Tier – auf nicht immer allzu trockene Art – vor Augen führen.
Die Lehrveranstaltung abrundend, werden die Studierenden die Gelegenheit haben, die diskursiv erworbenen Erkenntnisse praktisch zu erproben, indem sie eine künstlerische Tierdarstellung präsentieren und nach den in der Übung vorgestellten Deutungskriterien auswerten sollen. |
Literatur |
Luz, Christiane (1987): Exotische Welten, europäische Phantasien. Das exotische Tier in der europäischen Kunst. Ausstellungskatalog des Instituts für Auslandsbeziehungen e.V. Stuttgart: Cantz.
Zerling, Clemens (2012): Lexikon der Tiersymbolik. Mythologie, Religion, Psychologie. Völlig überarbeitete und erweiterte Neuausgabe. Klein Jasedow: Drachen Verlag. |
Bemerkung |
Zur Person Dominic Hinkel:
Dominic Hinkel, geb. 1981 in Saarlouis, studierte Neuere Deutsche Literaturwissenschaft, Neuere Deutsche Sprachwissenschaft, Kunstgeschichte und Deutsch als Fremd- und Zweitsprache an der Universität des Saarlandes. Zurzeit promoviert er bei Frau Prof. Dr. Stefanie Haberzettl über Karikaturen im Deutsch als Fremd- und Zweitsprache-Unterricht. |