HS Mensch und Tier - [HS Lit. 1500-1800 u. n.1800 / Histor. Fragest. v. 1700 + n. 1700 / Syst. Fragest. v. 1700 + n. 1700] (Blockseminar) - Einzelansicht

In der abendländischen Kultur ist eines der wesentlichen Merkmale, mit deren Hilfe sich der Mensch selbst definiert, seine strikte Abgrenzung vom Tier, genauer gesagt, die Behauptung seiner mutmasslichen Überlegenheit gegenüber demselben. So prahlt der Mensch z.B. mit ihm angeblich vorbehaltenen Eigenschaften wie dem freien Willen, den Fähigkeiten zu sprechen, zu lachen und zu weinen. Aufgrund dieser (konstruierten) Differenzen nimmt der Mensch sich die Erlaubnis heraus, Tiere ohne ethische Bedenken zu unterjochen, auszubeuten, zu quälen und auszurotten. Gleichzeitig zerstört der sich so überlegen wähnende Mensch geradezu systematisch die Existenzgrundlage sämtlicher Lebewesen. Die Literatur reflektiert von alters her in vielfältiger Weise die Konstruktionen der Differenz zwischen Mensch und Tier. Sie hinterfragt etwa die Berechtigung dieser nur scheinbar so klaren Unterschiede, lässt Menschen in entlarvender Form in Tierrollen schlüpfen und umgekehrt und entwirft Utopien von einem anderen, besseren Zusammenleben von Mensch und Tier. Das HS widmet sich der Analyse und Interpretation von ausgewählten deutschsprachigen Texten seit der Reformationszeit, die in verschiedenster Art und Weise das Verhältnis von Mensch und Tier reflektieren. Darunter fallen zahlreiche hochkanonisierte Texte der deutschsprachigen Literaturgeschichte, u.a. die Fabeln Luthers und Lessings, Goethes "Reineke Fuchs", Gotthelfs "schwarze Spinne", Kafkas "Verwandlung" oder Haushofers "Die Wand".

Die Literatur zum Seminar ist zu den entsprechenden Blockterminen zwingend vorbzubereiten:

Montag, 04.04.2016:

Theobald Hock: Das vernünfftig Thier / soll von dem vnuernunfftigen lernen

Robert Musil: Das Fliegenpapier

Franz Kafka: Die Verwandlung (Reclam, anzuschaffen!)

Franz Kafka: Ein Bericht für eine Akademie

E.T.A. Hoffmann: [aus:] Lebensansichten des Katers Murr

Montag, 11.04.2016:

Arthur Schopenhauer: [Stachelschwein-Fabel]

Martin Luther: [aus:] Etliche Fabeln aus Esopo

Erasmus Alberus: Von einer Stadtmauß und Feldtmauß

Christian Fürchtegott Gellert: Das Pferd und die Bremse

Gotthold Ephraim Lessing: Der Rabe und der Fuchs

Johann Wolfgang Goethe: Reineke Fuchs (Reclam, anzuschaffen!)

Donnerstag, 14.04.2016:

Marlen Haushofer: Die Wand (Ullstein, anzuschaffen!)

Marie v. Ebner-Eschenbach: Krambambuli

Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne (Reclam, anzuschaffen!)

Die vier entsprechend gekennzeichneten Bücher sind anzuschaffen. Die PDF-Dateien aller übrigen Texte finden sich im ESem der SULB, dort (nach dem Einwählen mit LDAP-Kennung und Passwort!) unter Philosophische Fakultät II, Fachrichtung 4.1. Germanistik, Professur für Neuere deutsche Philologie und Literaturwissenschaft3, Prof. Bogner, HS Tier

Der Kurs findet als Blockseminar an drei ganzen Tagen statt. Die oben genannte Literatur ist zu den jeweiligen Terminen zwingend vorzubereiten.

Fragen zum Seminar werden im Vorfeld vom Dozenten per Mail oder in der Sprechstunde beantwortet.

Die verbindlich geltenden Zulassungsvoraussetzungen entnehmen Sie eigenverantwortlich den Modulhandbüchern und Studienordnungen Ihres jeweiligen Studienganges.

Die zu erbringende Prüfungsleistungen sind den Regelungen der Modulhandbücher und der Studienordnung Ihres jeweiligen Studienganges eigenverantwortlich zu entnehmen.