Kommentar |
Mythen und Überlieferungen aller Kulturen dokumentieren das Bestreben, den gestirnten Himmel und das beobachtete astronomische Geschehen in Beziehung zu der eigenen Lebenswirklichkeit zu setzen, es erzählend zu verstehen. So sind Sterne, Sternbilder und -konstellationen auch in der deutschen Literatur ein wiederkehrender Gegenstand. Sie sind Motiv und Diskurs zugleich, indem sie einerseits den gestirnten Himmel als ein metaphorisches Bezugssystem deuten und damit eine poetologische Signifikanz erlangen. Andererseits spiegelt sich in der jeweils akzentuierten siderischen Bildlichkeit ein Teil der stilistischen und programmatischen Positionen und Spannungen einer Epoche. Nicht zuletzt bildet sich in ihnen das Verhältnis ästhetischer, philosophischer und wissenstheoretischer Diskurse ab.
Die Vorlesung untersucht in Überblicksdarstellungen und Interpretationen exemplarischer Texte die Funktion des Sternenhimmels für die Literatur und seine Deutung durch die Literatur. |
Literatur |
Eine neue Geschichte der deutschen Literatur. Hrsg. von David E. Wellbery [u. a.]. Berlin 2007; Elisabeth Bronfen: Tiefer als der Tag gedacht: Eine Kulturgeschichte der Nacht. München 2008; Grenzgänger zwischen Himmel und Erde. Kometen in der Frühen Neuzeit. Hrsg. von Christoph Meinel. Regensburg 2009 [Kataloge und Schriften der Staatlichen Bibliothek Regensburg, Bd. 1]; Olaf Briese: Die Macht der Metaphern. Blitz, Erdbeben und Kometen im Gefüge der Aufklärung. Stuttgart und Weimar 1998; Christian-Paul Berger: „… welch ein wundervoller Sternenhimmel in meinem Herzen …“ Adalbert Stifters Bild vom Kosmos. Wien [u. a.] 1996 [Schriftenreihe des Adalbert-Stifter-Institutes des Landes Oberösterreich, Folge 41]; Wolfgang Bock: Walter Benjamin – Die Rettung der Nacht. Sterne, Melancholie und Messianismus. Bielefeld 2000; Gestirn und Literatur im 20. Jahrhundert Hrsg. von Maximilian Bergengruen, Davide Giuriato und Sandro Zanetti. Frankfurt am Main 2006. |