Kommentar |
J.L. Austin forschte Mitte des 20. Jahrhunderts in Oxford. Heute ist er vor allem in der Sprachphilosophie für seine Sprechakttheorie bekannt, während seine Überlegungen zur Erkenntnistheorie – obwohl ebenfalls originell und interessant – weniger rezipiert werden. Mit letzteren werden wir uns in diesem Seminar auseinandersetzen. Im Zentrum des Seminars werden Austins posthum veröffentliches Buch Sense and Sensibilia sowie sein Aufsatz „Other Minds“ stehen. Hier äußert er sich einerseits kritisch zur Sinnesdatentheorie; andererseits vertritt er eine Position, die man dem „Oxford realism“ zuordnen kann und die ihn mit Philosophen wie John Cook Wilson, H.A. Prichard und aktuell M. G. F. Martin, John McDowell, Charles Travis oder Timothy Williamson verbindet. Charakteristisch für diese Position ist, dass sie Wissen als mentalen Zustand sui generis auffasst, der (entgegen der üblichen Gettier-ologie!) nicht auf Überzeugung plus externe Umstände reduziert werden kann, und dass sie Wahrnehmung als unmittelbaren Kontakt mit der Außenwelt versteht (entgegen dem Mainstream in der Philosophie des Geistes!). Wir werden im Seminar Austins Auseinandersetzung mit Sinnesdatentheoretikern wie A.J. Ayer kritisch begutachten. Außerdem werden wir seine eigene Position und deren Relevanz für die aktuelle Philosophie der Wahrnehmung und Erkenntnistheorie, insbesondere für Williamsons „knowledge first“-Programm und den Disjunktivismus, untersuchen. Literatur J.L. Austin (1946), „Other Minds,“ Proceedings of the Aristotelian Society, Supplementary Volume 20: 148–187. Reprinted in Austin 1979. J.L. Austin (1962), Sense and Sensibilia, G. J. Warnock (Hg.), Oxford: Oxford University Press. J.L. Austin (1979), Philosophical Papers, G.J. Warnock und J.O. Urmson (Hg.), Oxford: Oxford University Press. A.J. Ayer (1940), The Foundations of Empirical Knowledge, London: Macmillan. A.J. Ayer (1967), „Has Austin Refuted the Sense-Datum Theory?“ Synthese 17(2): 117–140. Alex Byrne und Heather Logue (2008), „Either/Or,“ in Adrian Haddock und Fiona Macpherson (Hg.), Disjunctivism: Perception, Action, Knowledge, 57-93. John McDowell (1982), „Criteria, Defeasibility and Knowledge,“ Proceedings of the British Academy, 68: 455–479. H.H. Price (1932), Perception, London: Methuen. Mike Thau (2004), „What is Disjunctivism?“ Philosophical Studies 120: 193–253. Charles Travis (2005), „A Sense of Occasion,“ Philosophical Quarterly 55(219): 286–314. Timothy Williamson (2000), Knowledge and Its Limits, Oxford: Oxford University Press.
Prüfungsleistungen: Je nach Wunsch der TeilnehmerInnen, entweder Hausarbeit oder Referat mit Ausarbeitung. Studienleistungen: Regelmäßige Teilnahme, gründliches Lesen der Texte, kleinere Hausaufgaben. |