Lucas Cranach der Ältere (Kronach 1472 – Weimar 1553) gehört zu den bedeutenden Künstlerpersönlichkeiten der Frühen Neuzeit. Es wird angenommen, dass er, seine Werkstatt und die von ihm begründete Künstlerdynastie bis zu 5.000 Gemälde produzierten, von denen sich wiederum ein Fünftel erhalten haben. Cranachs Œuvre besitzt eine enorme Bandbreite sowohl hinsichtlich der Bildthemen und Gattungen (Porträt, sakrale Sujets, mythologische Historien, Jagdszenen etc.) als auch der Medien (Tafel-, Leinwand- und Wandmalerei, Zeichnung, Kupferstich) und leistet einen wesentlichen Beitrag zur Ikonografie der frühen Reformationszeit in den deutschsprachigen Gebieten. Cranach war nicht nur als bildender Künstler, sondern auch als Verleger, Buchhändler und in diversen politischen Ämtern engagiert und bewies ein großes unternehmerisches Geschick in der nachhaltig produktiven Verbindung seiner diversen Tätigkeitsfelder.
Altarretabel und Buchillustration, Lutherporträt und nackte Venus: Im Seminar werden wir Cranachs vielfältiges Œuvre anhand ausgewählter Arbeiten kennenlernen. Angeleitet durch die einzelnen Kunstwerke sollen zum einen die Kenntnisse profaner und sakraler Ikonographie vertieft und zum anderen die unterschiedlichen historischen Kontexte erschlossen werden. Dazu zählen insbesondere Aspekte der Künstlersozialgeschichte und Werkstattorganisation, konfessionell gebundene Bildthemen und -programme, Cranachs Beziehungen zur sog. „Donauschule“, zu Albrecht Dürer und zu anderen Künstlerpersönlichkeiten seiner Zeit, Phänomene und Gründe von Antikenrezeption in seinem Werk, Fragen der Bildpublizistik und -propaganda für und gegen die Reformation sowie Porträtkultur und Kopierpraktiken in der Frühen Neuzeit.
21.04. Einführung
28.04. Lektüre und Diskussion: Andreas Tacke, „Lucas Cranach der Schnellste. Ein Künstler als Werkstattleiter“, in: Lucas Cranach der Schnellste, AK Bremen, hg. von Rainer Stamm, 2009, S. 12-28 [esem: Passwort ‚Cranach‘]
05.05. Christi Himmelfahrt
12.05. Cranachs Zeit in Wien und der Einfluss der sog. Donauschule: Die Bildnisse des Ehepaars Cuspinian (1503, Wintherthur) und Ruhe auf der Flucht nach Ägypten (1504, Berlin)
19.05. Erste Arbeiten für den kursächsischen Hof in Wittenberg: Der Katharinenaltar (1506, Dresden und London) und das Wittenberger Heiltumsbuch (1509)
26.05. Fronleichnam
02.06. Die Fürsten in allegorischen und Stifterbildnissen: Der Dessauer Fürstenaltar (um 1508-10, Dessau) und der Torgauer Altar (Heilige Sippe; 1509, Frankfurt am Main)
09.06. Frühe Arbeiten im Dienst der Reformation: Das Passional Christi und Antichrist (1520-21) und die Lutherbibel (1522)
16.06. Porträts von Martin Luther (1520 ff.) und anderen Reformatoren
23.06. Protestantische Bildthemen: Gesetz und Gnade, Christus und die Ehebrecherin, Christus segnet die Kinder
30.06. Arbeiten für Kardinal Albrecht von Brandenburg und die Kirchenbauten in Halle an der Saale (u.a. Magdalenen-Altar, 1520-25, heute Aschaffenburg)
07.07. Adam und Eva in Malerei und Graphik: Cranach, Dürer u.a. im Vergleich
14.07. Mythologische Themen I: Venus und Amor als Honigdieb, Quellnymphe, Drei Grazien
21.07. Mythologische Themen II: Das Parisurteil, Herkules bei Omphale, Simson und Delila
28.07. Das Gnadenbild Mariahilf (1537, Innsbruck) und seine Rezeption in der Volkskunst des Alpenraums
Abschlussdiskussion |