Die Kunst des sogenannten „Manierismus“ (ca. 1520 – ca. 1610) ist ein in der Kunstgeschichte zunächst verächtlich betrachtetes, seit der Moderne um 1900 aber mit wachsendem Interesse untersuchtes Phänomen. Zurzeit gibt es eine große Ausstellung im Städel Museum in Frankfurt, die sich Florenz, der historischen Keimzelle des europäischen Manierismus, widmet (Maniera. Pontormo, Bronzino und das Florenz der Medici, bis 5.6.16).
Manierismus ist eine Art Gegenmodell zur Kunst der italienischen Hochrenaissance. Statt der empirischen Beobachtung, Vermessung und möglichst idealisierenden Wiedergabe der Natur geht es den Künstlern nun um eine Reflexion des Stils, mithin der Art und Weise (= ital. maniera) künstlerischer Darstellung. Sie praktizieren ein nicht selten provokantes Spiel mit ästhetischen Normen, indem sie sich auf die Darstellung komplexer Bewegungsabläufe, auf ausdrucksstarke und zu diesem Zweck deformierte Figuren und Räume, auf Verwischung der Grenzen zwischen den Gattungen, Natur und Kultur, Bild- und Realraum konzentrieren. Kurz gefasst, ließe sich sagen, dass die Kunst des Manierismus anti-klassisch ist bzw. versucht, das zu sein.
Im Seminar werden wir uns über exemplarische Werkanalysen mit typischen Gestaltungsaufgaben und Darstellungsweisen des Manierismus beschäftigen, seine wichtigsten Vertreter und Förderer und die historischen Zentren (v.a. Florenz, aber auch Fontainebleau, Antwerpen, München, Prag …) kennenlernen. Vorgesehen ist zudem ein Besuch der Ausstellung im Städel Museum in Frankfurt.
20.04. Einführung und Referatevergabe
27.04. gemeinsame Lektüre: Horst Bredekamp, Der Manierismus. Zur Problematik einer kunsthistorischen Erfindung, in: W. Braungart (Hg.), Manier und Manierismus, Tübingen 2000, S. 109-129
04.05. gemeinsame Werkanalysen
11.05. fällt aus
13.05. Exkursion nach Frankfurt/Main: Besuch der Ausstellung Maniera. Pontormo, Bronzino und das Florenz der Medici, Städel-Museum
Sitzungen mit studentischen Referaten
18.05. Florenz I: Jacopo Pontormo, Agnolo Bronzino, Andrea del Sarto
25.05. Der Palazzo del Tè in Mantua (Giulio Romano)
01.06. Florenz II: Benvenuto Cellinis Perseus (1545-54) und die Situation auf der Piazza della Signoria
08.06. Florenz III: Giambologna und seine Schüler
15.06. Parmigianino: Selbstbildnis im Konvexspiegel (1523) und Madonna mit dem langen Hals (um 1540)
22.06. Schule von Fontainebleau: Die Galerie Francois Ier (Rosso Fiorentino und Primaticcio, 1530er Jahre)
29.06. Florenz IV: Bernardo Buontalentis Werke im Boboli-Garten und andere Arbeiten
06.07. Musterbücher von Hans Vredemann de Vries (1565ff.)
13.07. Das Wirken Peter Candids am herzoglichen Hof in München (1586ff.)
20.07. Kunst am Hof Rudolfs II. in Prag (Giuseppe Arcimboldo, Bartholomäus Spranger, Hans von Aachen, Joseph Heintz d.Ä.)
27.07. Ergebnissicherung und Abschlussdiskussion |