Wirtschaftshistoriker arbeiten genauso oft mit Textquellen wie mit statistischen Daten. Den meisten (von Graf Zahl oder Dagobert Duck einmal abgesehen) erscheinen lange Zeitreihen, Preisindizes, Tabellen, Formeln und komplexe Schaubilder auf den ersten Blick wie mittelalterliche Folterwerkzeuge. Dabei ist diese Angst nicht nur weitgehend unbegründet. Sie versperrt mitunter auch den Blick für historische Zusammenhänge und langfristige ökonomische Entwicklungsprozesse. Da sich solche Strukturen anhand quantitativer Methoden oft hervorragend analysieren und interpretieren lassen, will die Übung eine Möglichkeit bieten, sich mit den statistischen Besonderheiten im methodischen Werkzeugkasten der Wirtschaftsgeschichte vertraut zu machen. Dabei werden unter anderem folgende Aspekte betrachtet:
- Armut und Wohlstand der Nationen: Quantitative Indikatoren für wirtschaftliche Entwicklung und deren kritische Analyse
- Boom, Abschwung oder Krise - Wie lassen sich konjunkturelle Wechsellagen aus Wirtschaftsdaten herausfiltern? Einführung in die Grundlagen der Trend- und Zeitreihenanalyse
- Wieviel wäre eine Mark heute wert? Preisindizes, Inflationsraten und Preisbereinigung
- Die Mathematik von Leben und Tod: Geburtenraten, Sterberaten und Bevölkerungswachstum darstellen und analysieren.
- Alle gleich…und manche gleicher? Maße für die Verteilung des Wohlstandes innerhalb historischer Gesellschaften
- Lügen mit Statistik: Quellen für Verzerrungen, Fehler und mutwillige Manipulation erkennen und vermeiden.
Da das Ziel der Veranstaltung darin besteht, den Teilnehmern „Starthilfe“ zur selbstständigen Arbeit mit wirtschaftshistorischen Rohdaten zu leisten, werden wir eine größere Zahl von Fallbeispielen betrachten und diese anhand gängiger Statistikprogramme (etwa Excel) analysieren. Um möglichst großen Raum für selbstständiges Lernen und stetige Interaktion zu gewährleisten bestehen die Prüfungsanforderungen für die Übung neben der regelmäßigen Teilnahme in der Bearbeitung mehrerer kleinerer Übungsaufgaben während des Semesters sowie einer längeren Ausarbeitung in der vorlesungsfreien Zeit. |