Zugunglück, Flugzeugabsturz, Terroranschlag ‒ wenn in den Medien von einer Katastrophe die Rede ist, dann ist meistens ein großes Unglück gemeint, das die Menschen plötzlich überfällt und schwerwiegende Folgen hat: Katastrophen »fordern« Todesopfer, sie zerstören ganze Städte, sie erschüttern das Vertrauen in die Sinnhaftigkeit der Welt. Die Auseinandersetzung mit Katastrophen in den Medien und Künsten hat ganze Genres hervorgebracht (man denke nur an den sogenannten »Katastrophenfilm«). Auch die Literatur leistet von jeher einen wichtigen Beitrag zur überindividuellen Bewältigung von Katastrophen. Im Rahmen dieser ›Bewältigung‹ widmen sich die Autor_innen z.B. der Veranschaulichung des Geschehens und seiner Wirkung auf den Menschen, fragen aber auch nach den Gründen und nach dem Sinn des Ereignisses und nach möglichen Auswirkungen auf die Gesellschaft.
Behandelt werden Texte aus dem 17. bis zum 21. Jahrhundert, die sich mit Naturkatastrophen und menschengemachten Katastrophen befassen: dem 30-jährigen Krieg, der Pest, dem Erdbeben von Lissabon im Jahr 1755, der Vernichtung der europäischen Juden durch die Nationalsozialisten und dem Terroranschlag vom 11. September 2001. Gelesen werden die folgenden Primärtexte, die zu Beginn des Seminars als PDF zur Verfügung gestellt werden:
- Paul Fleming: <;Ode auf den Pesttod von Michael Thomas>;, 1631
- Andreas Gryphius: Thränen des Vaterlandes, 1636
- Peter Hagendorf: Tagebuch eines Söldners aus dem Dreißigjährigen Krieg (Auszüge), entstanden zwischen 1625 und 1649
- Jakob Michael Reinhold Lenz: Die Landplagen (Auszug), 1769
- Heinrich von Kleist: Das Erdbeben in Chili, 1807
- Ruth Klüger: weiter leben (Auszug), 1992
- Kathrin Röggla: really ground zero (Auszug), 2001
- Ulrich Peltzer: Bryant Park (Auszug), 2002
Die Erarbeitung der Primärtexte wird durch Lektüre und Besprechung von Sekundärliteratur unterstützt.
Neben regelmäßiger Anwesenheit und aktiver Teilnahme sind die Anfertigung eines Papers und die regelmäßige Einsendung von Thesen zur Lektüre verpflichtend. Das Seminar wird mit einer schriftlichen Hausarbeit abgeschlossen. |