Kommentar |
Der spätmittelalterliche Autor Oswald von Wolkenstein hatte als Vertreter des niederen südtiroler Adels Zugang zu unterschiedlichen Machtkreisen: ob als Vertrauter des Brixener Bischofs, als Beobachter des Konstanzer Konzils, hart geprüfter Lehensherr oder missmutiger, aber weinseliger Burgbesitzer - es ist neben aller stilistischen Differenzierung gerade der schillernde Umgang mit der Fiktion und dem, was man als Realität zu bezeichnen gewohnt ist, wodurch sich die Texte Oswalds auszeichnen. Das Seminar widmet sich dieser Ausnahmeerscheinung der spätmittelalterlichen Liedkunst und versucht unter Berücksichtigung der spezifischen Quellenlage sowie der besonderen (historischen, ästhetischen, sozialen) Umstände ein Verständnis für die Oswaldsche Liedproduktion sowie das in ihnen deutlich werdende Verhältnis von Fiktion und Realität zu erarbeiten. |