Kommentar |
In seinem späten Aufsatz „Das Unbehagen in der Kultur“ spricht Freud von der Sublimierung der Triebe als dem „hervorstechenden Zug der Kulturentwicklung“. Demnach habe insbesondere die Fähigkeit zur Umwandlung der sexuellen Energie die Kultur – im Sinne von „höheren psychischen Tätigkeiten, wie die wissenschaftliche, künstlerische, ideologische“ usw. – ermöglicht. Diese starke Annahme, so könnte man sagen, stellt die Kernaussage der Psychoanalytischen Kulturphilosophie dar.
Doch bevor wir im Seminar jene Freudsche These zur Kultur genauer ansehen und diskutieren möchten, gilt es zunächst in gemeinsamer Arbeit den Weg dorthin zu rekapitulieren, d. h. der Vielzahl von Dispositiven und Implikationen nachzuspüren, die in jener These mitausgesprochen bzw. von ihr vorausgesetzt sind. Beginnend beim Hauptwerk der Psychoanalyse, bei der „Traumdeutung“, die von Freud selbst als Wendepunkt und via regia bezeichnet wurde, möchten wir zunächst nachvollziehen, wie sich die Grundfragen der Psychoanalyse aus der Auseinandersetzung mit dem Phänomen des Traums entwickelt haben. Es sind dies insbesondere die Fragen nach einem unbewussten Bereich im menschlichen Dasein, dessen Wünsche qua Triebregungen unterdrückt sind und deren entstellte Einarbeitung in die Träume den Zweck partieller Befriedigung verfolgen.
Mit späteren Aufsätzen, die sich aufbauend darauf ausführlicher mit dem Sexualtrieb und darauffolgend mit dem Todestrieb sowie mit weiteren und genaueren Differenzierungen im Seelenleben durch Termini wie das „Es“, „Ich“ und „Über-Ich“ beschäftigen, wollen wir weitere Phasen im Freudschen Denkweg überblicken; bevor wir schließlich betrachten werden, wie Freud diese (zunächst individuell anmutenden) Ansätze auf die Kulturphilosophie (und somit auf das Kollektive und Gesellschaftliche) anwendet.
Es wird im Zuge dieser Ausarbeitung nicht zuletzt Aufgabe im Seminar sein, die Grundthesen der Psychoanalyse und einer Psychoanalytischen Kulturphilosophie gleichermaßen mit kritischen Problematisierungen und Einwänden zu konfrontieren, wie sie insbesondere durch die Phänomenologie und dem Poststrukturalismus ausformuliert wurden |
Bemerkung |
Erstes Treffen:
Mi, 27.04. 2016, 18 -19:30 Uhr (Einführung in die Thematik, Besprechung des Seminarablaufs, Vergabe von Referaten)
Block-Termine:
Fr 20.05. 15 - 19:30 Uhr
Fr 10.06. 15 - 19:30 Uhr
Fr 08.07. 15 - 19:30 Uhr
Sa 09.07. 15 - 17:30 Uhr
- - - - - - - - - - -
Hinweis: Jan Heintz wird die Lehrveranstaltung mit einem Tutorium begleiten. Genauere Infos dazu beim ersten Termin oder per Mail an: jan.heintz[at]freenet.de |