Kommentar |
... oder "das Laster gestützt auf das Verbrechen". Mit diesen Invektiven bedachten zeitgenössische Pamphlete und politische Gegner wie der Ultraroyalist Francois Renè de Chateaubriand die beiden Staatsmänner, die maßgeblich die außen- und innenpolitischen Geschicke Frankreichs in den auf den Ausbruch der Revolution folgenden Jahrzehnten mitgelenkt haben: Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord (1754-1838) und Joseph Fouché (1759-1820). Über beide fällte Napoleon, in der Verbannung auf seine Herrschaft zurückblickend, ein vernichtendes Urteil, und auch in der Forschung dominiert das Bild von den skrupellosen, bestechlichen und hochverräterischen Ministern mit teils mehr (Fouché), teils weniger (Talleyrand)belasteter revolutionärer Vergangenheit, zu dem sich in der älteren Historiographie noch das von den abtrünnigen Klerikern hinzugesellte. In der Tat hatten beide der Revolution, dem Konsulat, dem Kaiserreich, der Restauration und Talleyrand auch noch der Julimonarchie gedient und am Sturz wie an der Etablierung mehrerer Regime aktiv bald offen, bald im Verborgenen mitgewirkt. Unbestreitbar war beider Vorgehensweise von einem nüchternen Pragmatismus geprägt, utilitaristisch ausgerichtet und frei von Bedenken gewesen. Nie - auch dies ist nicht bezweifelbar - hatten sie die eigene Machtposition aus dem Blick verloren und dabei im Laufe der Jahre ein beachtliches Vermögen erworben. Nichtsdestoweniger kristallisiert sich aus den Zeitdokumenten als primäres Ziel ihrer Handlungen die Wahrung der Interessen und die Sicherung der Stellung Frankreichs, die innere und äußere Konsolidierung des Landes heraus. So galt bei den europäischen Mächen Außenminister Talleyrand als aufrichtiger Verfechter einer Friedenspolitik und Polizeiminister Fouché in weiten Teilen der Bevölkerung und zwar bei Vertretern aller Stände und Anschauungen als Schutzschild vor der kaiserlichen Repression.
In der Übung werden ausgewählten Pamphleten zeitgenössische Memoiren (darunter diejenigen, die Talleyrand und Fouché selbst hinterlassen haben) und Akten (z.B. Protokolle, diplomatische Korrespondenzen, Polizeirapporte) gegenübergestellt und anhand dieser Materialien Leben und Wirken der beiden bedeutendsten Minister Napoleons I. nachgezeichnet. |
Bemerkung |
Die Anmeldung erfolgt zusätzlich durch Einschreibung in eine Teilnehmerliste in der ersten Sitzung.
Der Erwerb eines Scheins setzt den regelmäßigen Besuch der Übung sowie einen in der vorletzten Woche der
Vorlesungszeit zu liefernden schriftlichen Leistungsnachweis voraus.
Für Studierende, die noch den Nachweis von Kenntnissen in einer modernen Fremdsprache erbringen müssen, findet in der letzten Vorlesungswoche montags von 12 bis 14 Uhr in Raum 3.19 eine Klausur (Übersetzung eines Quellentextes ins Deutsche) in der von ihnen ausgewählten Sprache statt. Als Hilfsmittel sind zweisprachige (auch elektronische) Wörterbücher, Grammatiken und Konjugationstabellen zugelassen. Um Anmeldung auf dem Sekretariat bis spätestens zwei Wochen vor diesem Termin wird gebeten. |