Grenzregionen in der europäischen Krise
Die Fortschritte in der europäischen Integration seit den 1980er Jahren haben insbesondere in den Grenzregionen zu bedeutenden Veränderungen beigetragen: der Wegfall der „Kontrollwirkungen“ der Grenzen, (teilweise) die gemeinsame Währung, die Förderung der Zusammenarbeit über Grenzen hinweg durch die Europäische Union (EU), die Entstehung neuartiger Rechtsgrundlagen für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und anderes haben trotz fortbestehender Probleme überwiegend zu positiven Entwicklungen, zur Aufwertung und zu Zukunftsperspektiven für diese Regionen geführt, die seit Entstehung der Nationalstaaten eher negative Folgen ihrer „Grenzlage“ erfahren mussten. Die Lehrveranstaltung geht der Frage nach, ob diese positiven Entwicklungen in den Grenzregionen seit der Intensivierung der europäischen Integration in den 1990er Jahren durch die aktuellen Krisen in Europa gefährdet sein könnten. Hierzu werden die diversen aktuellen Krisen der EU mit Blick auf ihre möglichen Auswirkungen auf Grenzregionen näher untersucht. In einem zweiten Schritt werden die „Leistungen“ der europäischen Integration für Grenzregionen im Einzelnen thematisiert. Schließlich werden die aktuellen Entwicklungen in Europa in einem dritten Schritt am Beispiel ausgewählter Grenzregionen im Detail näher betrachtet.
Zum Erwerb von 5 ECTS-CP (Hausarbeiten) sind Zusatzleistungen obligatorisch (über die in den jeweiligen Modulhandbüchern vorgesehenen Leistungsanforderungen hinaus und gemäß den entsprechenden Regelungen in den einschlägigen Studienordnungen, z.B. in Form von Referaten).Themen für Referate oder andere Zusatzleistungen sowie für Hausarbeiten können auch schon in den Sprechstunden vor Beginn der Vorlesungszeit übernommen werden (siehe jeweils aktuelle Aushänge sowie Angaben im LSF).
Themen- und Zeitplan:
Präsentation und Organisation der Lehrveranstaltung, Ihre Fragen und Wünsche (24.10.2016)
Teil I: Europäische Krisen – europäische Krise?
Krise – welche Krise? Europa und seine „Krisen“ (31.10.2016)
Ist Europa durch „Krisen“ zu dem geworden, was es ist? Krisen als „Motor“ der europäischen Integration (07.11.2016)
Zwischenschritt: Formalia, Prüfungsfragen und – mit Blick auf Hausarbeiten – Fragen zum wissenschaftlichen Arbeiten (14.11.2016)
Aktuelle Krisen in Europa und ihre (Aus-) Wirkungen auf die Grenzregionen: „Krise im Euro-Raum“, „Flüchtlings-Krise“, „Brexit“ … (21.11.2016)
Teil II: Regionen und Grenzregionen in Europa
Regionen in Europa – „Europa der Regionen“? (28.11.2016)
Rolle und Bedeutung von „Grenzregionen“ in Europa – „Labor“ für die Integration? (05.12.2016)
Auswirkungen der europäischen Integration auf „Grenzregionen“: „Index der Trennwirkungen“ (12.12.2016)
(vorlesungsfreie Zeit zu Weihnachten und Neujahr: 19.12. - 30.12.2016)
Teil III: Analyse von Fallbeispielen: ausgewählte Grenzregionen in den aktuellen Krisen der europäischen Integration
Niedergang einer alten grenzübergreifenden Kulturregion? Das Beispiel „Saar-Lor-Lux/Großregion“ (02.01.2017)
Hat es der „Oberrhein“ besser? Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Kooperationsräume entlang der deutsch-französischen Grenze (09.01.2017)
Der Fall Südtirol: Wird die Erfolgsgeschichte der italienischen Grenzregion durch „neue Barrikaden am Brenner“ gefährdet? (16.01.2017)
Grenzzäune in Südosteuropa, „Schließung der Balkanroute“: Entwicklungen im Zusammenhang mit der „Flüchtlingskrise“ und die Grenzregionen der neuen Mitgliedstaaten (23.01.2017)
Der „Brexit“ und die Entstehung neuer Außengrenzen der EU: Grenzregionen zwischen Irland und Nordirland sowie möglicherweise zu Schottland (30.01.2017)
Grenzübergreifende Metropolregion Kopenhagen/Malmö: Die Auswirkungen der Einführung von Grenzkontrollen zwischen Dänemark und Schweden (06.02.2017)
Abschlusssitzung (13.02.2017)
Literatur- und Informationshinweise (Auswahl):
Beck, Joachim/Wassenberg, Birte (Hrsg.), Grenzüberschreitende Zusammenarbeit leben und erforschen (Bd. 5): Integration und (trans-) regionale Identitäten, Beiträge zum Kolloquium „Grenzen überbrücken: auf dem Weg zu territorialen Kohäsion in Europa“, 18. und 19. Oktober 2010, Straßburg, Stuttgart (Steiner) 2013
Friedemann, Christin/ Halmes, Gregor, Luxemburg und die Großregion Saar-Lor-Lux – „Primus inter Pares“? in: Europäisches Zentrum für Föderalismus-Forschung Tübingen (Hg.), Jahrbuch des Föderalismus 2009, Band 10, Baden-Baden (Nomos), S. 441-454
Europäisches Zentrum für Föderalismusforschung (EZFF) Tübingen, Jahrbücher des Föderalismus, Föderalismus, Subsidiarität und Regionen in Europa, Bände 1 –16 (2000-2015), Baden-Baden (Nomos)
Halmes, Gregor, Europäisches Recht für die regionale Integration – Neue Entwicklungen beim Recht der grenzübergreifenden Zusammenarbeit europäischer Gebietskörperschaften, in: Europäisches Zentrum für Föderalismus-Forschung (EZFF) Tübingen, Jahrbuch des Föderalismus 2007, Band 8, Föderalismus, Subsidiarität und Regionen in Europa, Baden-Baden (Nomos) 2008, S. 517-537
Halmes, Gregor, Regionalreform und ‚stille Revolutionen‘ in Frankreich, in: Europäisches Zentrum für Föderalismusforschung (EZFF) Tübingen (Hrsg.), Jahrbuch des Föderalismus, Föderalismus, Subsidiarität und Regionen in Europa, Band 16, Baden-Baden (Nomos) 2015, S. 245-261
Halmes, Gregor, Strukturfonds, europäische Bürokratie und grenzübergreifende Projekte, in: Europäisches Zentrum für Föderalismus-Forschung (EZFF) Tübingen, Jahrbuch des Föderalismus 2008, Band 9, Föderalismus, Subsidiarität und Regionen in Europa, Baden-Baden (Nomos) 2008, S. 505-519
Halmes, Gregor, Transformationsprozesse in den europäischen Kernregionen? - Regionale Integration am Beispiel Saar-Lor-Lux, in: Die Öffentliche Verwaltung (DÖV), Nr. 22, Jg. 48, 1995, S. 933-941
Halmes, Gregor, Zusammenarbeit im Europa der Regionen: Die Entstehung des rechtlichen Rahmens, in: Gu, Xuewu (Hg.) Grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen den Regionen in Europa, Baden-Baden (Nomos) 2002, S. 15-30
http://www.espaces-transfrontaliers.org/
Leiße, Olaf, Wandel durch Annäherung: Zur Steuerung der Reformpolitik in der Europäischen Union, in: ders. (Hg.), Die Europäische Union nach dem Vertrag von Lissabon, Wiesbaden (VS Verlag für Sozialwissenschaften) 2010, S. 9-16
Niedermeyer, Martin/ Moll, Peter, SaarLorLux – vom Montandreieck zur ‚Großregion’, Chancen und Möglichkeiten einer grenzüberschreitenden Regionalpolitik in Europa, in: Dörrenbächer, H. Peter/Kühne, Olaf/Wagner, Juan Manuel (Hrsg.), 50 Jahre Saarland im Wandel, Institut für Landeskunde im Saarland in Zusammenarbeit mit der Fachrichtung Geographie der Universität des Saarlandes, Saarbrücken (Institut für Landeskunde) 2008, S. 297-321
Schmitt-Egner, Peter, Grenzüberschreitenden Zusammenarbeit (GZA) in Saar-Lor-Lux: Labor einer Europäischen Integration „von unten“ ? Zum Verhältnis von interregionaler Kooperation und transnationaler Integration, in: Europäisches Zentrum für Föderalismus-Forschung Tübingen, Jahrbuch des Föderalismus 2002, Band 3, Baden-Baden (Nomos) 2002, S. 471-488
Schmitt-Egner, Peter, Handbuch zur Europäischen Regionalismusforschung, Theoretisch-methodische Grundlagen, empirische Erscheinungsformen und strategische Optionen des Transnationalen Regionalismus im 21. Jahrhundert, Wiesbaden (VS Verlag für Sozialwissenschaften) 2005
Schmitt-Egner, Peter, Von der „Grenzübergreifenden Region“ Saar-Lor-Lux-Rheinland-Pfalz-Wallonien – Rahmenbedingungen, Strukturwandel, Akteure der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in Saar-Lor-Lux, in: Europäisches Zentrum für Föderalismus-Forschung Tübingen, Jahrbuch des Föderalismus 2001, Band 2, Baden-Baden (Nomos) 2001, S. 357-378
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