Kommentar |
Obwohl das Kaperwesen als die maritime Form des Schadenstiftens durch Privatpersonen mit Genehmigung (Kaperbrief =lettre de margue) oder auf Bestellung des Herrschers bereits im Mittelalter weit verbreitet war, liegt seine Blütezeit im 16. bis zum beginnenden 19, Jahrhundert. Die Erfolge der englischen Kapertaktik, angewandt gegen die konkurrierende spanische Seemacht (Sir Francis Drake), haben die alle Weltmeere umspannenden Einsätze der französischen Kaperer im Zeitalter Ludwigs XIV. gegen England und die Niederlande sowie Neutrale, die im Verdacht der heimlichen Begünstigung der Feinde Frankreichs standen, fast gänzlich aus dem allgemeinen historischen Bewußtsein verdrängt. Dabei war es diesen gelungen, den Handel ihrer Gegner empfindlich zu schädigen und zahlreiche feindliche Schiffe in ihre Gewalt zu bringen oder zu zerstören. Das Kaperwesen wurde zu einem wichtigen Teil der Kriegsführung und fand in Vauban einen entschiedenen Verfechter und beredten Theoretiker. Die Kaperkapitäne, die sämtlich ihre Laufbahn in noch jugendlichem Alter gleichsam als Privatunternehmer begannen, führten nicht nur ein auch außerhalb der Gefechte gefahrvolles Leben, sondern trugen auch aufgrund der Gewinnbeteiligung ihrer Geldgeber an den Prisen erhebliche finanzielle Risiken. Dafür winkten neben bedeutsamen Einkünften ein Engagement in der Regulärmarine, auch die Übertragung politisch-diplomatischer Missionen, hohe Auszeichnungen und die Erhebung in den Adelsstand bzw. eine Rangerhöhung. In der Übung werden Organisation, Theorie und Strategie des Kaperkrieges in der Zeit des Absolutismus bis zum Zusammenbruch des 1. Kaiserreichs sowie rechtliche Fragen (Prisenrecht) vorgestellt. Den Kernpunkt werden Karriere, Taten und Geschäfte der berühmtesten französischen Kaperkapitäne - nämlich Jean Bart (1650-1702), René du Gay-Trouin (1673-1736), Claude de Forbin (1656-1733), der als einer der ganz wenigen persönlich gescheiterte, in der Französischen Revolution jedoch gefeierte Jacques Cassard (1675-1740) sowie der Individualist Robert Surcouf (1773-1827) -bilden. Die zugrundegelegten Materialien umfassen dabei Memoirenwerke, die nicht nur eine Schilderung der Kampfhandlungen und der oft gefahrvollen und entbehrungsreichen Seereisen, sondern auch von exotischen Ländern liefern sowie die gesellschaftliche Stellung der Korsaren spiegeln, ferner Berichte und Akten. In der ersten Sitzung wird eine kurze Einführung in die Terminologie geboten. |