Kommentar |
Wir scheinen alle Realisten zu sein, zumindest im Hinblick auf gewisse Arten von Gegenständen. Wir gehen davon aus, dass sich viele unserer Aussagen tatsächlich auf Gegenstände beziehen, und wir gehen darüber hinaus davon aus, dass die Wahrheit oder Falschheit unserer Aussagen über diese Gegenstände von deren (objektiver) Beschaffenheit abhängt, und beispielsweise nicht davon, was wir über sie denken oder von ihnen glauben. Für welche Arten von Gegenständen wir einen realistischen Standpunkt einnehmen sollen, darüber gehen die Meinungen in der Philosophie (und den Wissenschaften) stark auseinander. Manche vertreten lediglich einen Realismus mit Bezug auf raum-zeitliche Einzeldinge, andere halten auch die Existenz von Universalien für gewährleistet, und wieder andere dehnen ihren Realismus sogar auf mathematische Objekte, mögliche Welten und moralische Werte aus.
Doch ganz gleich, für welche Art X von Gegenständen man eine realistische Position vertritt, man kann sicher sein, dass es Leute gibt (und immer gegeben hat), die einen solchen X-Realismus ablehnen. Diese Antirealisten lassen sich grob in zwei Gruppen aufteilen. Die Mitglieder der einen Gruppe stellen die Existenz der Xe prinzipiell in Frage, bieten aber zugleich Erklärungen dafür an, wie man unser vermeintliches Reden über diese Xe angemessen interpretieren sollte. Zu dieser Gruppe gehören z.B. Fiktionalisten, Instrumentalisten, die Anhänger von Irrtumstheorien sowie die in der Metaethik populären Nicht-Kognitivisten. Die Vertreter der anderen Gruppe akzeptieren zwar, dass es Xe gibt, betrachten deren Existenz und Beschaffenheit jedoch als etwas, das von unserem Denken und Handeln abhängt. Wichtige Teilgruppen bidlen hier die Idealisten sowie die Verfechter diverser konstruktivistischer Theorien.
Das Seminar soll die Auseinandersetzung zwischen Realismus und Antirealismus anhand ausgewählter Texte aus der Analytischen Philosophie nachzeichnen. Dabei werden Beiträgen aus unterschiedlichen philosophischen Disziplinen Beachtung finden, aus der Metaphysik, der Erkenntnistheorie, der Wissenschaftstheorie und der Ethik. Insbesondere wird es darum gehen, die verschiedenen antirealistischen Strategien in Augenschein zu nehmen und deren Argumente kritisch zu beleuchten. Die konkrete Auswahl der Texte und Themen soll sich allerdings an den Interessen und Wünschen der Teilnehmer orientieren. |
Bemerkung |
Magister- und Lehramtsstudiengang (auslaufend): Theoretische Philosophie, Logik, Sprachphilosophie, Ontologie & Metaphysik; Philosophiegeschichte, Neuzeit; Ethik & Moralphilosophie. |