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Gefängnisräume in Literatur und Film - Einzelansicht

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Grunddaten
Veranstaltungsart Proseminar Langtext
Veranstaltungsnummer 97287 Kurztext
Semester WiSe 2016/17 SWS 2
Erwartete Teilnehmer/-innen Max. Teilnehmer/-innen
Turnus Veranstaltungsanmeldung Veranstaltungsbelegung im LSF
Credits
Termine Gruppe: iCalendar Export für Outlook
  Tag Zeit Turnus Dauer Raum Raum-
plan
Lehrperson Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
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Di. 08:30 bis 10:00 woch 25.10.2016 bis 14.02.2017  Gebäude C5 3 - SEMINARRAUM 4.25        
Gruppe :
 
Zuordnung zu Einrichtungen
Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft (ehem. 4.5)
Inhalt
Kommentar

Michel Foucaults 1975 veröffentlichter Text Surveiller et Punir. Naissance de la Prison (Gallimard, 1975) (Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses (Suhrkamp, 2012)) scheint nach wie vor aktuell, wenn es darin heißt, dass wir in einer Überwachungsgesellschaft leben („notre société n’est pas celle du spectacle, mais de la surveillance“, Surveiller et Punir, 1993, S. 272). Individuen werden durch die Überwachungsmechanismen allerdings nicht eingeschränkt und ihrer Rechte beraubt, führt Foucault aus. Vielmehr wird das Wissen über sie durch die Überwachung erst hervorgebracht („la belle totalité de l’individu n’est pas amputée, réprimée, altérée par notre ordre social, mais l’individu y est soigneusement fabriqué“, ebd.). Ein Gefängnis sei als Panoptikum konstruiert, so Foucault. Das bedeutet, dass alles sichtbar gemacht werden kann, ohne dass die überwachende Macht jedoch selbst gesehen wird. Foucaults provozierende These, die er auf dieser Grundlage entwickelt, lautet, dass moderne Gesellschaften insgesamt panoptisch organisiert sind und dass das Wissen vom Menschen überhaupt mit Hilfe von Überwachung und Disziplinierung generiert wird.

Michel Foucaults Text bildet die theoretische Grundlage des Seminars. Wir werden ihn zu Beginn in Ausschnitten lesen. Dann wird es darum gehen, die Theorie für die literarische Analyse fruchtbar zu machen. Wir werden uns Foucaults Gedanken also zunächst zugänglich machen und dann überlegen, ob und wie man sie in der Arbeit mit literarischen Texten anwendbar machen kann. Es wird aber auch um grundsätzlichere Fragen gehen, etwa darum, wie eine theoretische Grundlage den Blick auf literarische Texte verändert und ob die Fiktion im Gegenzug einen Mehrwert für den Umgang mit der Theorie haben kann.

Das Textkorpus umfasst Romane und Filme von den 1950er Jahren bis heute. Die Inhalte des Seminars sind vielfältig: Unter anderem soll Foucaults Panoptikum auf den Prüfstand gestellt werden, wenn es um Fragen der Darstellungen von Gefängnissen und Gefangenen geht. Fragen von Macht, Ermächtigung, Normen und Disziplinierung beschäftigen uns im Zusammenhang mit den Gründen für das Gefangensein. Schließlich und vor allem betreffen die literarischen und filmischen Gefängnisräume bei weitem nicht allein das reale Gefängnis, in dem sich staatliche Macht ausdrückt. Die Texte erzählen auch von verschiedenen inneren Gefängnissen, deren Ursachen und Funktionen wir ausloten werden. Wenn Foucault die Disziplinierung als einen grundsätzlichen Mechanismus moderner Gesellschaften postuliert, so stellt sich nicht zuletzt auch die Frage nach der Möglichkeit von Freiheit und Handlungsautonomie überhaupt.

Auszüge aus Michel Foucaults Text werden auf Deutsch und Französisch in einem Seminarordner zur Verfügung gestellt.

Die literarischen und filmischen Beispiele sind nach Möglichkeit komplett zu lesen und anzuschauen. Auszüge, die in jedem Fall vorbereitet werden sollten, werden jeweils in der vorherigen Sitzung besprochen.

 

Literatur

Literatur

Theorie:

Michel Foucault: Surveiller et punir. Naissance de la prison. In : ders./Fédéric Gros: Oeuvres. Paris : Gallimard, nrf, 2015. (Als Onlineressource in der Ausgabe von 1975.) (Übersetzung: Michel Foucault : Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses. Deutsch von Walter Seitter. Frankfurt: Suhrkamp, 2012.)

Romane:

James Baldwin: Giovanni’s Room. New York: Dial Press, 1962 (1. Auflage 1956) (Übersetzung: James Baldwin: Giovannis Zimmer. Deutsch von Axel Kaun. Reinbek: Rowohlt, 1992.)

Malcolm Braly: On the Yard. New York: NYRB Classics, 2002. (Mit einer Einleitung von Jonathan Lethern) (1. Auflage 1967, nicht übersetzt.)

Assia Djebar: Vaste est la prison. Paris: Michel, 1998. (1. Auflage 1995) (Übersetzung: Assia Djebar: Weit ist mein Gefängnis. Deutsch von Hans Thill. Zürich: Unionsverlag, 2000.)

Jonathan Franzen: The Corrections. London: Fourth Estate, 2002. (Übersetzung: Jonathan Franzen: Die Korrekturen. Deutsch von Bettina Abarbanell. Reinbek: Rowohlt, 2002.)

Marlen Haushofer: Die Wand. Roman mit Materialien. Stuttgart: Klett, 1986. (1. Auflage 1963)

Tahar Ben Jelloun: La Nuit Sacrée. Paris : Seuil, 1995 (1. Auflage 1987) (Übersetzung: Tahar Ben Jelloun: Die Nacht der Unschuld. Deutsch von Eva Moldenhauer. Berlin: Taschenbuchverlag, 2011.)

Spielfilme:

Bennett Miller (Regie): Capote. USA, 2005.

Gordian Mauck (Regie): Fritz Lang. Deutschland, 2015.


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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester WiSe 2016/17 , Aktuelles Semester: SoSe 2024