Kommentar |
Der Tod und der Kontakt mit Sterbenden, als ein über Jahrtausende hinweg höchst präsentes ontologisches Phänomen, haben die Sujets, Motivik sowie Themenfindung von Bildkünstlern gleichermaßen konstant inspiriert, wie etwa Liebe, Religion, Sexualität, Mythologie und Gewalt. Als das nach Sigmund Freud für uns fremdeste Gegenüber begriffen, hat der Tod seine bildsprachlichen Spuren im Oeuvre vieler (nicht nur) bildender Künstler – ungeachtet seiner zunehmend signifikanter werdenden Verdrängung ins Periphere – bis in unsere Gegenwart hinein invariant hinterlassen.
Beginnend mit seiner frühesten künstlerischen Verarbeitung in den Surrogat-Bildern der Höhlenmalerei, über seine symbolisch resp. metaphorisch überreiche Ikonografie als illustrative Begleitung des altägyptischen Totenkultes oder die um eine Erinnerungskultur des Lebendigen bemühten Epitaphe der Etrusker; über die barocken Vanitas-Stillleben bis hin zur klassischen Moderne mit ihren – nach schauerlicher Kriegspropaganda – um Aufarbeitung der traumatischen Erfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg bemühten Kunst, bis letztendlich zum zeitgenössischen Kunstbetrieb mit der Funktion von Todesdarstellung als provokativer Blickfang, wird die Übung anhand der epochenübergreifenden Analyse bildkünstlerischer Inszenierungen von Sterben und Tod in Malerei, Skulptur, Plastik sowie Architektur die Teilnehmer mit der Fachterminologie und dem Basiswissen um die europabezogene Kunstgeschichtsschreibung vertraut machen. Das Lernziel besteht dabei neben dem Erwerb einer Kompetenz im zielgenauen Zuordnen von Künstlern und Werken zu den jeweils relevanten Stilepochen sowie in der Befähigung zu einer sicheren interpretatorischen Erschließung von Einzelwerken. Praxisnah sollen gleichzeitig die Handhabung wichtigster kunsthistorischer Deutungstechniken eingeübt werden sowie gemeinsame Reflexionen zum Umgang mit Tod und Sterben in den unterschiedlichen Etappen der menschlichen Kulturgeschichte erfolgen. |